Männer und Frauen sind unterschiedlich – auch auf dem Spielplatz. Das hat Andreas Lorenz – zweifacher Vater und regelmäßiger Spielplatzbesucher – festgestellt. Er schreibt in seinem Blog „papa online“ über Erfahrungen, Meinungen & Ansichten. Von Mann zu Mann. Viel Spaß beim Lesen!
Gastbeitrag von Andreas Lorenz – papa online
Als Vater von zwei Kindern gehört es zu einer meiner lieben Beschäftigungen mit unserem Kleinen (die Tocher ist noch ein bisschen zu klein) auf dem Spielplatz zu sein. Leider war in der letzten Zeit das Wetter nicht ganz so einladend doch jetzt, wo die Sonne sich immer seltener hinter Regenwolken versteckt, ist der Spielplatz wieder ein beliebtes Ziel geworden.
Wenn man wochentags auf den Spielplatz geht, ist man meist einer der wenigen Männer – bei uns auf dem Dorf bin ich häufig der einzige Mann. Es ist sehr interessant zu beobachten, wie unterschiedlich sich Männer und Frauen auf dem Spielplatz verhalten.
Männer gehen zum Spielen auf den Spielplatz – Frauen zum „networken“
Wenn ich mit meinem Sohn zum Spielplatz gehe, dann weil wir spielen wollen. Es gibt einen viel größeren Sandkasten, die Rutsche ist länger, die Schaukel höher und es gibt viele andere Geräte und Spielsachen, die wir zu Hause in unserem Garten nicht haben. Außerdem sind dort immer andere Kinder, mit denen mein Sohn spielen kann.
Für Frauen scheint der Spielplatz ein Treff- und Sammelpunkt zum „networken“ zu sein. Nicht selten sieht man, wie die wenigen Sitzbänke von einer Traube von Frauen bevölkert sind, die alle mit Kaffee und Kuchen gerüstet und scheinbar geplant, dort auflaufen und den Kaffeeklatsch einfach an einen Ort ausgelagert haben, an dem die Kinder miteinander spielen und sie sich in Ruhe austauschen können.
Als Mann ist man dort zwar gern gesehen, findet aber keinen richtigen Anschluss. Zum einen habe ich meist keinen Kaffee oder Kuchen dabei, sondern nur eine Captain Sharky Flasche mit Wasser und ein paar Zootiere, und zum anderen reichen die gemeinsamen Themen nicht über das Alter des Kindes und einige weitere belanglose Small-Talkthemen hinaus. Die „Spielplatzbande“ jedoch kennt sich meist schon aus den Schwangerschaftskursen, Krabbel- oder Spielgruppen, spätestens aber seit dem Kindergarten.
Männer spielen anders
Dass Männer anders spielen, ist, glaube ich, eine Tatsache, die niemand bezweifelt. Alleine schon die Ausrüstung, mit der wir auf dem Spielplatz auflaufen, unterscheidet sich grundlegend von dem der Kinder, die mit ihren Müttern da sind. Während Mütter gerade so viel mitnehmen wie in Hand- oder Wickeltasche passen, haben wir immer einen Rucksack mit Autos, Baggern, Förmchen, Schaufeln usw. dabei.
Solange es nicht irgendwie gefährlich wird, überlasse ich das Schlachtfeld den beiden Kindern (…) Nicht selten ernte ich für dieses Verhalten verständnislose Blicke.
Andreas Lorenz
Aber nicht nur beim Equipment achten Frauen eher auf Pädagogik sondern auch beim Spiel an sich. Wenn unser Kleiner mit einem Spielkamerad in der Sandkiste spielt, ziehe ich mich auf eine der wenigen freien Bänke zurück und lese in meiner Zeitung oder einem Buch. Wie so oft bei Kindern, gibt es irgendwann immer einmal kleine Auseinandersetzungen, sei es um ein Spielzeug oder wer zuerst auf die Schaukel darf. Die meisten Frauen rennen bei der kleinsten Zankerei gleich zu ihrem Schützling und reden beschwörend auf ihn ein, „nicht Kevin, das gehört dem Jungen“. Männer haben bei so etwas scheinbar die besseren Nerven oder die höhere Hemmschwelle was Konflikte anbelangt. Solange es nicht irgendwie gefährlich wird, überlasse ich das Schlachtfeld den beiden Kindern bis sie sich geeinigt haben (was selten vorkommt, weil häufig eine Mutter regulierend eingreift). Nicht selten ernte ich für dieses Verhalten verständnislose Blicke.
Es ist nicht so, dass mein Sohn ein Haudrauf wäre, aber wenn Kinder mit Spielsachen spielen, müssen Besitzverhältnisse geklärt und teilweise auch durchgesetzt werden. Wenn man die Kinder nur lässt, klärt sich vieles von alleine und ohne dass irgend etwas passiert. Vielleicht ist die Vermeidung solcher Situationen ja der Grund warum Frauen meist kein bis wenig Spielzeug zum Spielplatz mitbringen?
Ich denke es gibt vieles, was ich mir von den Frauen noch abschauen kann, aber sicher auch das eine oder andere, was Frau vom Mann lernen kann.
Danke Andreas Lorenz für diese interessante Perspektive. An die Spielplatz Mamas und Papas: Wie seht ihr das? Habt ihr auch derartige Unterschiede beobachtet? Schreibt es in die Kommentare.
Ein wirklich interessanter Artikel. Ich habe noch keine eigenen Kinder, war aber mit den Kindern meiner Geschwister öfter mal draußen Unterwegs. Auf dem Spielplatz habe ich solche Dinge noch nicht beobachtet, was wohl darin liegt, dass die Mütter hier ihre Kinder nicht selten von anderen Isolieren, weil sie Angst haben um den Umgang ihrer Kinder. Schade eigentlich, aber das ist von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich in Berlin.
Die Beobachtungen auf dem Spielplatz, die Andreas Lorenz beschreibt, dürften auf den ersten Blick betrachtet häufig zutreffen. Wichtig ist, dass wenig davon in der „Natur der Sache“ liegt. Wenn einigen Vätern auf dem Spielplatz die gemeinsamen Gesprächsthemen mit Müttern fehlen – und umgekehrt – dann liegt das in vielen Fällen nur daran, dass viele Väter um die Orte, wo die vom Autor genannten gemeinsamen Erfahrungen gemacht werden („Schwangerschaftskursen, Krabbel- oder Spielgruppen, spätestens aber seit dem Kindergarten“), einen Bogen machen. Und das wiederum liegt oft daran, dass die Schwerpunkte von Erwerbstätigkeit, Hausarbeit und Kindererziehung inkl. das Kümmern um Krippe, Kiga etc. in zwischen Partnerin und Partner ungleich verteilt sind.