Camilla Gleißner hat „Pädagogik der Kindheit“ an der Pädagogischen Hochschule in Karlsruhe studiert. Ihre Bachelor-Arbeit schrieb sie über Spielplätze in Karlsruhe. Was einen guten Spielplatz ausmacht und wo es die besten Spielorte in Karlsruhe gibt, hat sie für euch zusammengefasst. Viel Spaß beim Lesen!
Ein Gastbeitrag von Camilla Gleißner
Während meines Studiums bin ich in Karlsruhe überwiegend mit dem Fahrrad unterwegs gewesen. Dabei fiel mir auf, dass es hier sehr viele Spielplätze gibt. Und ich fing an, mir Gedanken darüber zu machen und mich zu fragen: Was bedeutet eigentlich Spielen für Kinder? Wie sieht ein Spielplatz aus, auf dem sich ein Kind entfalten und lernen kann? Wollen Kinder heutzutage überhaupt noch Spielplätze besuchen? Und was konkret bieten die Spielplätze speziell im Stadtgebiet Karlsruhe?
Kinder lernen durch Spielen
Ich fand all das sehr spannend und nahm mir vor, möglichst viele dieser Fragen in meiner Bachelor-Arbeit näher zu beleuchten. Deshalb wählte ich das Thema: „Der Spielplatz als Entfaltungs- und Lernraum für Kinder – Eine Bestandsaufnahme im Stadtgebiet Karlsruhe“.
Selten sieht man Kinder so konzentriert, wie beim Spielen, Explorieren, Ausprobieren und beim Austesten ihrer Grenzen.
Aus meinem Studium wusste ich bereits, wie wichtig, das Spiel für die kindliche Entwicklung ist. Jeder, der Kinder beim Spielen bereits beobachtet hat, weiß: selten sieht man Kinder so konzentriert, wie beim Spielen, Explorieren, Ausprobieren und beim Austesten ihrer Grenzen. Lernen durch Spielen kann auf allen Ebenen (physisch, psychisch, motorisch, mental und sozial) erfolgen. Durch das Spiel erwerben Kinder verschiedene Kompetenzen und wenden diese an, bis sie annähernd perfektioniert werden. Während Kinder in den ersten Monaten noch sehr auf den eigenen Körper konzentriert sind, wobei die Fein- und Grobmotorik erprobt und entwickelt wird, nehmen die sozialen Spieltätigkeiten im Laufe der Entwicklung zu. Durch das Spielen erlernen die Kinder ein Bild von sich Selbst und ihrer Welt. Es ist ihre Art sich die Welt zu erschließen.
Die Spielplätze in Karlsruhe hat Camilla Gleißner auf Spielplatztreff eingestellt. Herzlichen Dank dafür! So können Eltern von ihrer Untersuchung profitieren und online einen guten Spielplatz für ihre Kinder finden. Wer lieber Papier mag: Das Kinderbüro Karlsruhe hat einen Kinderstadtplan herausgegeben, in dem die Spielorte in einer Karte verzeichnet sind.
Spielerische Risiken erwünscht
Das Kinderspiel kann immer und überall stattfinden. Agiert wird mit der Umwelt, mit der Räumlichkeit, mit Mitmenschen, alleine oder in Gesellschaft. Das Spiel bietet außerdem Entfaltungsmöglichkeiten der eigenen individuellen Persönlichkeit des Kindes und bringt diese zum Ausdruck.
Durch die im Spiel verbundene Auseinandersetzung mit der Umwelt und sich selbst, gehen Kinder auch ein gewisses Risiko beim Spielen ein. Diese spielerischen Risiken sind ein wesentlicher Bestandteil vieler Spielmöglichkeiten und Lernerfahrungen. Solange diese altersentsprechend kalkulierbar und erkennbar sind, besteht keine Notwendigkeit, die Kinder zu „beschützen“. Wenn sie lernen mit Risiken umzugehen, bestärkt es sie in ihren weiteren Lebensphasen.
Der Spielplatz als Entfaltungs- und Lernraum
Der Spielplatz – ein mit pädagogischen Konzepten entworfener Raum, auf dem Geräte und / oder Materialien zur Verfügung stehen, die zum Spielen, Toben, Experimentieren, Ausprobieren, Üben, Entdecken etc. anregen sollen – ist ein optimaler Ort, sich auf Risiken einzulassen und zu lernen damit umzugehen. Kinder können erkennbare Risiken, bei gutem Selbstvertrauen und einer liebevollen Bezugsperson in Rufweite, sehr gut selber einschätzen. Jedes Kind sollte demnach freien Zugang zu Spielräumen in unterschiedlicher Form haben, um zu spielen, lernen und sich optimal in seiner eigenen Persönlichkeit zu entfalten.
Doch nicht jeder Spielplatz ist gleich gut geeignet. Es kommt auf viele Faktoren an, damit ein Spielplatz sein Potential entfaltet und dem Kind ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Folgende Kriterien für einen gelungenen Spielplatz habe ich diesbezüglich in meiner Bachelor-Arbeit herausgearbeitet:
Ein guter Spielplatz sollte:
- für Kinder und Jugendliche gut erreichbar sein.
- sauber sein. Ein verschmutzter Spielplatz lädt nicht zum Spielen ein.
- gut in Schuss sein. Spielgeräte dürfen keine Mängel aufweisen, damit nicht erkennbare Risiken ausgeschlossen werden und Kinder sicher spielen können.
- nicht zu klein sein und Kindern genügend Bewegungsfreiheit bieten. So können auch freiere Spielformen abseits der vorgegebenen Spielgeräte praktiziert werden (Rollen-, Explorations- und Konstruktionsspiele).
- ein abwechslungsreiches Spielgelände vorweisen mit Hügeln, ebenen Flächen, verschiedenen Untergründen (Rasen, Sand, Kies, Holzschnitzel) und mit Hecken, Büschen, Bäumen (Schatten!).
- attraktive Spielangebote bieten mit unterschiedlichen Spielmöglichkeiten, damit Kinder überhaupt Lust haben, das Spielangebot anzunehmen.
- auch Ruhe- und Rückzugsorte aufweisen, in denen Kinder sich zurückziehen können.
- Spielmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen bieten. Es ist sinnvoll die Altersbereiche abzugrenzen. Jüngere Kinder brauchen andere Spielmöglichkeiten als ältere.
Karlsruher Spielplätze unter der Lupe
Rund 300 Spielplätze gibt es in Karlsruhe. Und das ist auch gut so. Denn trotz intensiver Mediennutzung, wollen Kinder immer noch gerne Draußen spielen, wie die KIM Studie seit vielen Jahren belegt.
Für meine genaue Untersuchung habe ich mich auf die 69 Spielplätze, welche für die Kinder frei zugänglich sind, im unmittelbaren Stadtgebiet von Karlsruhe beschränkt, um die Datenmengen etwas einzugrenzen. Diese 69 Spielorte habe ich mir allesamt angeschaut und mit Hilfe eines eigens entwickelten Bewertungsbogens hinsichtlich ihrer Ausstattung, sowie der Entfaltungs- und Lernmöglichkeiten untersucht. Dabei wurden Informationen gesammelt, über welche Ausstattung die Spielplätze verfügen und ob den Kindern ausreichende Möglichkeiten zur freien Entfaltung und zum Lernen geboten werden.
Anhand dieser 12 erarbeiteten Kriterien und eines Punktesystems (0-3 Punkte) konnte ich die Karlsruher Spielplätze bewerten und schließlich miteinander vergleichen:
Ausstattung: Lage, Gelände, Material/Angebot, Bepflanzung, Sicherheit/Nebenanlagen, Sauberkeit/Mängel
Entfaltungs- und Lernmöglichkeiten: Vielseitigkeit, Sozialer Bezug, Kreativität/Lernen, Altersstreuung, Funktionale Beanspruchung, Ruhe- und Rückzugsorte.
Ein Spielplatz konnte demnach als Höchstwertung maximal 36 Punkte erreichen. Mit insgesamt 24,4 erzielten Punkten kann die Spielplatz-Lage im Stadtgebiet Karlsruhe insgesamt als „gut“ beschrieben werden.
Am besten abgeschnitten hat die Nordstadt mit 29,3 erreichten Punkten. Schlusslicht bildet die Nordweststadt mit 20,3 Punkten, wie in der Tabelle links zu sehen.
Die Spielplatz-Highlights in Karlsruhe
Trotz des großen zeitlichen Aufwands, hatte ich riesigen Spaß, die Karlsruher Spielplätze zu besuchen – ein angenehmer Ausgleich zum theoretischen Teil meiner Bachelor-Arbeit. Es freut mich, dass die Stadt Karlsruhe ihren Kindern und Familien insgesamt ein recht abwechslungsreiches Spielangebot bietet, welches dazu beiträgt, Fertigkeiten und Fähigkeiten im motorischen, emotionalen, sozialen und sprachlichen Bereich zu fördern. Auf Nachfrage teilte mir das Gartenbauamt in Karlsruhe außerdem mit, dass weitere Investitionen in den Ausbau von Kinderspielplätzen geplant seien. Das sind erfreuliche Nachrichten.
Zum Schluss die besten Spielplätze in Karlsruhe, welche in den jeweiligen Stadtteilen die höchste Bewertung erreicht haben. Spielplätze, die reich an Entfaltungs- und Lernmöglichkeiten sind. Ein Ausflug dorthin bereitet sicherlich Kindern und Eltern gleichermaßen Spaß.
Innenstadt-Ost
Im Schlossgarten/Fasanengarten
(34 Punkte)
Innenstadt-West
Knielinger Allee/Moltkestraße
(24 Punkte)
Südstadt
Spielplatz Rankestraße
(34 Punkte)
Südweststadt
Spielplatz in der Günther-Klotz-Anlage
(34 Punkte)
Weststadt
Spielplatz Am Kühlen Krug
(35 Punkte)
Weststadt
Mondstraße/Goethestraße
34 Punkte
Nordweststadt
Spielplatz Wilhelm-Hausenstein-Allee
(29 Punkte)
Oststadt
Veilchenstraße
(36 Punkte)
Oststadt
Jakob-Malsch-Anlage
(35 Punkte)
Nordstadt
Kanalweg/Rhode-Island-Allee
(36 Punkte)
Nordstadt
Kanalweg/Vermontring
(34 Punkte)
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