Ruth und Doro, zwei Mütter aus Köln, wohnen an einem alten und tristen Spielplatz. Damit teilen sie das Schicksal sehr vieler anderer Mütter und Väter in Deutschland. Doch eins unterscheidet die beiden von den meisten anderen Eltern: Sie geben sich damit nicht zufrieden. Sie wollen eine Spielstraße für ihren Spielplatz und laden deshalb alle am 5. Mai 2013 zu einem bunten Spielplatzfest ein.
Ruth und Doro, ihr seid gemeinsam Spielplatzpatinnen auf dem Oskar Platz. Warum engagiert ihr euch?
Ruth: Es ist einfach trostlos, wenn man mit seinem Kind auf den Spielplatz in der Rubensstraße (Oskar Platz) geht und es ist kein anderes Kind da, was ich natürlich auch total verstehen kann, so wie es hier aussieht. Deshalb haben wir uns natürlich auch für unsere eigenen Kinder fest vorgenommen, den Spielplatz zu verschönern. Und wir sind jetzt schon total begeistert, denn wir merken, dass wir was erreichen können. Das spornt natürlich an.
Doro: Außerdem bietet der Spielplatz viele Vorteile: Er ist nicht zu groß und von drei Seiten mit Mauern umgeben, so dass man ihn gut überschauen kann und vor allem jüngere Kinder nicht so schnell auf die Straße laufen können. Im Sommer spenden große Bäume genügend Schatten. In der Nähe des Platzes gibt es einige Kindereinrichtungen, deren Kinder von der Aufwertung des Spielangebotes mit Sicherheit profitieren würden.
Der Oskar Platz soll noch diesen Sommer eine Spielstraße bekommen. Wer hatte die Idee?
Ruth: Die Idee ist von mir, denn früher haben wir auf dem Hof meiner Eltern auch immer Spielstraßen gemalt. Deshalb dachte ich, das wäre eine schöne Sache, die relativ einfach zu realisieren und auch finanziell zu stemmen ist.
Doro: Außerdem passt die Spielstraße gut zu unserem Spielplatz. Die Teerfläche ist da und so haben wir genügend Fläche, die 80 Meter lange und gut ein Meter breite Spielstraße mit frostfreier Markierungsfarbe aufzumalen und dadurch den Spielplatz deutlich aufzuwerten. Wenn erstmal ein paar Kinder kommen, dann spricht sich das vielleicht rum und es kommen immer mehr, die den Spielplatz dann wieder häufiger nutzen.
Was bleibt zu tun, damit die Spielstraße Wirklichkeit wird?
Doro: Also, im Moment stecken wir in den letzten Vorbereitungen zu unserem Spielplatzfest. Am 5. Mai 2013 von 10 bis 16 Uhr laden wir alle auf den Oskar Platz in der Rubensstraße ein, mit uns ein buntes Spielplatzfest zu feiern – es gibt Spiele, Tombola, Kuchenverkauf.
Ruth: Das Spielplatzfest ist eine schöne Gelegenheit, Anwohner von unserem Spielstraßen-Projekt zu erzählen, weitere Spenden für die Umsetzung der Spielstraße zu sammeln und neue Mitstreiter zu finden. Deshalb freuen wir uns sehr, wenn ganz viele Leute kommen. Wenn alles nach Plan verläuft, führen wir noch in diesem Sommer die Malaktion für unsere Spielstraße durch.
Finanziert ihr die Spielstraße ausschließlich über eure gesammelten Spenden?
Ruth: Nicht ganz. Wir hatten das große Glück, dass der Kölner Stadt-Anzeiger (KSTA) uns angeboten hat, die Materialkosten für die Spielstraße zu übernehmen. Am Eingang unseres Spielplatzes hängt nämlich ein Schild mit der Inschrift „Oskar Platz – gestiftet för uns Pänz vom Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch Nachfrage haben wir erfahren, dass der Kölner Stadt-Anzeiger bereits 1959 erste Spielgeräte für diesen Spielplatz gespendet hat. Und im Rahmen der KSTA Aktion „Wir helfen“ unterstützt der Kölner Stadt-Anzeiger nun erneut unseren Spielplatz und stiftet die Materialkosten für die Spielstraße.
Doro: Darüber hinaus haben wir die Zusage, dass der Kölner Stadt-Anzeiger einen neuen Zaun finanzieren will. Wir wünschen uns, dass der Spielplatz in Zukunft nachts abgeschlossen werden kann, damit er nicht mehr so viel fremdgenutzt wird und weniger Müll anfällt. Wie da der Stand der Dinge ist, wissen wir allerdings im Moment nicht.
Auf Nachfrage bei der Stadt Köln erfuhr Spielplatztreff, dass noch nicht entschieden ist, welche Art von Zaun es letztendlich sein wird. Petra Heinemann vom Amt für Kinderinteressen der Stadt Köln dazu: „Einen Spielplatz regelmäßig zu verschließen, aber auch tagsüber dafür zu sorgen, dass dieser tatsächlich für alle zugänglich ist, ist mit einem hohen Abstimmungs- und Betreuungsaufwand verbunden. Aber natürlich sehe ich auch die besondere Problematik der Fremdnutzung und Vermüllung auf diesem Spielplatz, die es zu beseitigen gilt. Deshalb werden wir uns zu gegebener Zeit mit allen Beteiligten an einen Tisch setzen nach einer geeigneten Lösung suchen.“
Habt ihr in Zukunft noch mehr für euren Oskar Platz geplant?
Doro: Vielleicht können wir im nächsten Jahr die mit Graffiti verschmierten Wände verschönern und evtl. kriegen wir genügend Geld für ein neues Spielgerät zusammen?
Ruth: Eigentlich würden wir unseren Spielplatz gerne grundlegend neu gestalten, aber da fehlt es leider an allem und der Zaun wird schon teuer genug. Doch wenn jemand ein tolles neues Konzept für unseren Spielplatz erarbeiten will, ist er herzlich eingeladen das zu tun. Wir haben uns mit unserem Spielplatz auch für die Aktion „Spielplätze für Deutschland“ beworben. Vielleicht kommen wir darüber auch noch ein Stückchen weiter?
Inwieweit unterstützt euch die Stadt Köln?
Doro: Die Zusammenarbeit klappt bisher gut. Wenn wir zum Beispiel anrufen, weil wieder Müll, wie Kondome, Spritzen, Scherben oder Hundekot, in den Büschen oder im Sand liegt, reagieren sie sehr schnell.
Ruth: Wir haben den Eindruck, dass die Stadt Köln froh ist, dass sich so viele wie wir als Spielplatzpaten für die Spielplätze in Köln einsetzen. Denn finanziell sind der Stadt wegen der Haushaltssperre die Hände gebunden und so lässt sich wenigstens punktuell etwas tun.
Danke für dieses Gespräch und weiterhin gutes Gelingen!
Wenn ihr Doro und Ruth unterstützen wollt, sei es mit Taten, Ideen, Sachspenden oder Geld, wendet euch direkt an rubensstrasse@gmail.com. Und natürlich freuen sich die beiden sehr über euer Kommen am 5. Mai 2013.
Und so ging es weiter mit dem Oskarplatz: DIE SPIELSTRASSE IST FERTIG
Interviews mit anderen Spielplatzpatinnen:
„Der Spielhügel ist unser“ – Ein Gespräch mit der Spielplatzpatin Beate Popig
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