Noch gibt es den großzügigen Spielplatz im Isarauenpark, mit der schönen Kletteranlage, dem Bolzplatz und der angrenzenden, weitläufigen Rasenfläche – weit ab von Lärm und Abgasen. Doch die Stadt plant, den Großteil der Freizeitfläche in Seilerbrückl, einem Stadtteil von Freising, in Bauland umzuwandeln. Die Anwohner sind mächtig sauer. Die Sorge, ihren beliebten Treffpunkt zu verlieren, wächst. Der Protest auch!

Erst 2010 wurde die Spiel- und Freizeit-Anlage Isarauenpark für die Bewohner des angrenzenden Wohngebiets „Isarauenpark Freising-Süd“ fertiggestellt. Ideal: Spiel- und Bolzplatz liegen direkt nebeneinander. Gerade diese Verbindung von Spiel- und Bolzplatz finden die Anwohner sehr gelungen. Hier können Groß und Klein miteinander spielen, sich austauschen, Familien mit Kindern unterschiedlichen Alters behalten ihre Kinder leicht im Blick, weil alles so schön nah beieinander liegt. Und auch die Erwachsenen kommen so miteinander ins Gespräch.

Spiel- und Bolzplatz sollen getrennt werden

Doch, geht es nach den Plänen der Stadt Freising, wird es diesen beliebten Treffpunkt in der Form schon bald nicht mehr geben. Denn das Wohngebiet Seilerbrückl soll zeitnah um neue Häuser und Wohnungen erweitert werden. Und dafür plant die Stadt, einen Großteil der freien Spielfläche (etwa zwei Drittel der gesamten Fläche) in Bauland umwandeln.

Das Nachsehen haben die Kinder und ihre Familien, die dort wohnen. Denn die Idee hat einen gewaltigen Haken. Durch die zu dichte Bebauung bis an den Spielplatz ran, kann der gesetzlich vorgeschriebene Mindestabstand für den Lärmschutz der Anwohner von 90 Metern nicht eingehalten werden. Also muss der Bolzplatz, von dem der meiste Lärm ausgeht, weg. Vorsorglich wohlgemerkt, denn die Anwohner des neu geplanten Wohngebietes könnten sich vom Lärm belästigt fühlen und dagegen klagen.

Das Bauland ist zu nah an den bestehenden Spielplatz geplant. Foto: Blessou
Das Bauland wurde zu nah an den bestehenden Spielplatz geplant. Foto: ©Blessou

Ersatz-Bolzplatz zu klein, zu weit entfernt und schadstoffbelastet

Und es kommt noch dicker… Die für den Bolzplatz geplante Ersatzfläche liegt am Rande des Neubaugebietes direkt an einer viel befahrenen Straße. Es ist zu befürchten, dass die Lärm-, Abgas- und Feinstaubbelastung dort sehr hoch ist, zumal das Gelände in einer Senke liegt und sich dort die Schadstoffe verstärkt sammeln.

Zudem ist die Ersatzfläche deutlich kleiner als die gestrichene Freifläche und sie liegt in ca. 400 Meter Entfernung relativ weit weg zum etablierten Spielplatz. Gerade das findet Matthias Blessou, Anwohner des Spielplatzes und dreifacher Vater, mehr als bedauerlich: „Für Familien mit Kindern unterschiedlichen Alters ist es dadurch unmöglich alle Kinder gleichzeitig im Blick zu haben. Auch wäre ein gemeinsames Spielen von Groß und Klein damit hinfällig. Und gerade diese zusammenhängende Spielfläche wäre das Besondere an ihrem Treffpunkt. Kleine einzelne Spielflächen gibt es in dem Wohngebiet bereits, die wurden aber von den Anwohnern nie angenommen.“

Kleine Spielinseln im Wohngebiet werden nicht angenommen. Foto: Blessou
Die kleinen Spielinseln im Wohngebiet werden von den Anwohnern nicht angenommen. Foto: ©Blessou

Mehr Ausstattung anstatt weniger Freizeitfläche wird gebraucht

Außerdem ist sich Matthias Blessou sicher, wird mehr anstatt weniger Spiel- und Freizeitfläche in Zukunft gebraucht werden. Denn im Sommer sind Spiel- und Bolzplatz bereits jetzt schon überlaufen und durch die Erweiterung des Wohngebietes werden zu den jetzt schon ca. 200 Kindern und deren Familien noch mal ca. 250 Kinder plus Familien hinzukommen.

Hier entsteht das zusätzliche Wohngebiet "Seilerbrückl", Foto: Blessou
Hier soll sehr bald das zusätzliche Wohngebiet „Seilerbrücklwiesen“ entstehen, ca. 250 Kinder kommen dann hinzu, die Platz zum Spielen brauchen. Foto: Blessou

Sinnvoller wäre es daher, wenn die Stadt das Gelände nicht zerteilen, sondern weiter aufwerten und zusätzliche Freizeitangebote, wie zum Beispiel Volleyball- oder Basketballplatz, wetterfeste Tischtennisplatten oder Fahrrad-Parcours sowie Sitzmöglichkeiten und Lagerfeuerstelle schaffen würde. Das fordern Matthias Blessou und seine Mitstreiter und das wäre sicherlich auch im Interesse der neuen Bewohner. „Wir wünschen uns, dass dieser zentrale, viel und gern genutzte Ort inklusive Bolzplatz, erhalten bleibt und auch durch die neuen Bewohner genutzt werden kann.“, sagt Matthias Blessou.

Online-Petition für den Erhalt des Bolzplatzes

„Bisher hat die Stadt im stillen Kämmerlein geplant und ist im Vorfeld nicht einmal uns Anwohner zugegangen, um das gemeinsame Gespräch zu suchen.“, das ärgert Matthias Blessou am meisten. Anfang März 2014 soll nun der Bebauungsplan für das neue Wohngebiet öffentlich ausgelegt werden. Dann wird jeder Betroffene die Möglichkeit haben, die Pläne einzusehen und Einwände zu erheben.

So lange will Matthias Blessou nicht warten und hat eine Online-Petition für den Erhalt des Bolzplatzes und einen Ausbau der Freizeitmöglichkeiten gestartet. „Wer immer seine Stimme erhebt, wird gehört werden, das Unbehagen wird aufgenommen und die Stadt Freising muss in irgendeiner Art und Weise damit umgehen und sich vielleicht dessen bewusst werden, dass man mit diesem Vorschlag keine offenen Türen einrennt.“, begründet Matthias Blessou sein Vorgehen.

Sieht so nachhaltige familienfreundliche Stadtteilpolitik aus? 

Nein, wohl eher nicht. Auch das Deutsche Kinderhilfswerk spricht sich seit Jahren gegen die Umwandlung von Spielplätzen zu Bauland aus. „Gerade große, zusammenhängende Spielflächen gibt es im Zuge einer zunehmend dichteren Bebauung der Städte immer weniger. Sie sind, aus unserer Sicht, wahre Schätze, die nicht als Bauland umgewandelt werden dürften.“, so Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des DKHW. 

Spielplatztreff hat die Petition unterschrieben und wir hoffen, dass andere Lösungen gefunden werden und das Areal so erhalten bleibt, wie es ist. Wenn ihr das auch so seht, unterzeichnet die Petition! Übrigens, so begründet die Stadt Freising ihr Vorgehen: FEHLEN 90 METER FÜR DEN LÄRMSCHUTZ?

Bestimmt macht es sich die Stadt Freising mit solchen Entscheidungen nicht leicht. Aber besteht die einzige Lösung tatsächlich darin, das beliebte Freizeit-Areal zu zerstückeln?! Im Sinne der dort (bald) wohnenden Kinder und Familien hoffen wir, dass die Pläne noch einmal überdacht werden und gemeinsam mit den Anwohnern eine zufrieden stellende Lösung für alle gefunden wird.


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