Was haben Fredi Bobic, Marco Bode, Franz Beckenbauer und Oliver Bierhoff gemeinsam? Sie alle sind GOFUS – GOlfende FUSsballer und sie sammeln Geld für die Spielplatz-Initiative „PLATZ DA!“. Norbert Dickel, der Präsident von GOFUS e.V. verrät uns, wie das zusammenpasst.
Herr Dickel, Sie sind selbst ehemaliger Fußballprofi, Pokalheld und Stadionsprecher von Borussia Dortmund… vor 11 Jahren haben Sie GOFUS e.V. ins Leben gerufen. Welche Idee steckt dahinter?
Ich hab mich eigentlich schon immer sozial engagiert und dementsprechend dachte ich auch darüber nach, wie es gelingen kann, dass wir Fußballer unsere Popularität noch viel mehr für soziales Engagement nutzen können. Als passionierter Golfer saß ich damals 2001 mit dem Golfplatzbetreiber Arnd Vesper in Wuppertal beim Bierchen zusammen und hatte plötzlich diese Idee einen Club für golfende Fußballer – die GOFUS – zu gründen. Arnd Vesper war von der Idee angetan und meinte gleich: „Wenn du daraus einen Golfclub machen willst, dann stell ich dir den Golfplatz kostenlos zur Verfügung.“
Also hab ich mich an die Arbeit gemacht und die Profis angerufen und sie einfach gefragt: „Ich hab da eine Idee, willst du nicht mitmachen…“ Ich kannte ja viele Spieler noch aus meiner aktiven Zeit.
Ehemalige und aktive Fußballprofis spielen Golf und die Sponsoren bezahlen dafür, dass sie mitspielen dürfen?
So in der Art. Unser gemeinnütziger Golfclub hat aktuell 480 Mitglieder. Hier sind Aktive und ehemalige Aktive generationsübergreifend vereint. Fußballer aus 40 Jahren Deutscher Fußballgeschichte sind Mitglieder der GOFUS Familie. Wir alle treffen uns zu wunderschönen Golf-Veranstaltungen. Und diese Atmosphäre lieben natürlich auch unsere Sponsoren aus Industrie und Wirtschaft. Die Entscheider würden zum Beispiel gerne mal mit Stephan Reuter oder Uli Hoeneß in lockerer Atmosphäre beim Golfspielen ins Gespräch kommen. Dafür bezahlen sie Geld und diese Gelder verwenden wir um solche Turniere zu organisieren und um Spiel- und Bolzplätze zu bauen.
Firmen bringen zu den Veranstaltungen ihre Kunden mit und erleben ein einzigartiges Ambiente, um Kontakte zu pflegen, neue Kontakte zu knüpfen. So entstehen gute Geschäftsbeziehungen während der Veranstaltungen und „spielerisch“ setzen sich alle für eine gute Sache ein. Wir als Fußballer alleine kriegen das nicht hin und die Sponsoren können nur punktuell was machen. Aber wir gemeinsam können etwas Gutes tun. Wir gemeinsam können dafür sorgen, dass die Spielplätze sicherer und besser werden. Allein im nächsten Jahr sind vier eigene Golfturniere und 15 bis 20 Veranstaltungen mit anderen Firmen geplant.
Sind auch Sportler aus anderen Sportarten dabei?
Ich denke, 95 Prozent der GOFUS sind ehemalige Fußballprofis. Aber mittlerweile gehören auch Sportler anderer Sportarten, wie Christian Keller, Stefan Kretschmar, Michael Stich und viele andere, zur GOFUS Familie. Wir ziehen alle an einem Strang. Auch Personen, die sich langfristig für die GOFUS engagieren bzw. engagiert haben, können Mitglied werden. Aber wir stecken sehr viel Liebe und Zeit in diesen Verein. Deshalb achten wir sehr darauf, dass alles passt.
Sie setzen sich ausschließlich für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Warum?
Wir haben uns damals schon bei der Gründung von GOFUS e.V. auf die Fahnen geschrieben, dass wir sozial schwächeren Kindern und Jugendlichen, denen es einfach nicht so gut geht, helfen. Es freut uns, unsere Verbindungen nutzen zu können, um denjenigen Chancen zu bieten, die keine oder nur wenige haben.
Wir verfolgen mit „Platz Da!“ seit sechs Jahren ein ganzheitliches Konzept, das überzeugt: Für die 0-6 Jährigen bauen und renovieren wir Spielplätze, für die 6-16 Jährigen bauen und renovieren wir Bolzplätze und ab dem 16. Lebensjahr kümmern wir uns um Ausbildungsplätze. Wir schaffen damit Raum für Spiel,- Sport- und Bewegungsangebote und leisten einen Beitrag zur Förderung der Lebens- und Sozialkompetenz. Ich denke, dieses ganzheitliche Konzept hat auch die Sponsoren überzeugt. Wir haben kaum Fluktuation. Die Sponsoren sind uns ganz viele Jahre treu. Das macht Spaß und viele unserer Sponsoren sind inzwischen Freunde geworden.
Wie viele Spiel- und Bolzplätze haben Sie dadurch bisher saniert bzw. gebaut?
Wir haben in den letzten sechs Jahren über 90 Spiel- und Bolzplatzprojekte realisiert. Gemeinsam mit Partnern, Kommunen oder Städten wurde so ein Gesamtprojektvolumen von weit über 3.000.000,00 Euro realisiert. Alleine im letzten Jahr sind 14 neue Spiel- und Bolzplätze in Kooperation mit Bitburger bei der Aktion „Bolzplätze für Deutschland“ entstanden. Im Rahmen dieser Aktion haben wir insgesamt 665 Trainingseinheiten à vier Stunden mit unseren Mitgliedern bereitgestellt. Unsere Fußballer sind zu den jeweiligen Vereinen gefahren und haben mit den Kindern vor Ort trainiert. Diese Trainingsstunden konnte man beim Kauf von Bitburger Bier gewinnen und von dem Geld haben wir dann eben die Bolzplätze finanziert. Außerdem haben wir aktuell über 8000 Praktikums- und Ausbildungsplätze für leistungsbereite Hauptschüler akquiriert und auf der eigenen Jobbörse eingestellt.
Wie werden die Spielplätze ausgesucht, die eine Fördersumme von Ihnen erhalten?
Holger Witzig, mein Vorstandskollege, sammelt die Bewerbungen. Nach Ablauf der Bewerbungsfrist schauen wir uns alle Spielplätze an. Dann klären wir im Vorfeld, ob wir mit der Sanierung des jeweiligen Spielplatzes tatsächlich Kinder aus sozialen Brennpunkten unterstützen. Anschließend setzen wir uns mit den Kommunen in Verbindung und checken, was gemacht werden muss und was das Ganze kostet. Wir möchten, dass sich die Städte und Kommunen zu 50 Prozent an den Kosten beteiligen, damit die Spielplätze auch nach fünf Jahren noch in Ordnung sind. Um die Ausschreibungen, Angebote und Beauftragung kümmern sich dann die Verantwortlichen vor Ort – das können wir als kleiner Verein nicht leisten. Die Spielplätze können übrigens direkt online vorgeschlagen werden.
Wie viele Leute arbeiten für den Erfolg von GOFUS?
Wir arbeiten mit insgesamt sechs ehrenamtlichen Vorstandsmitgliedern und mit der GOFUS Sport Marketing GmbH, Nico Rulfs und Inna Rulfs, über die unsere Golfveranstaltungen organisiert werden. Mit unserem Team haben wir uns in den letzten 11 Jahren einen so guten Namen erarbeitet, weil wir gut und zuverlässig arbeiten, dass inzwischen Firmen auf uns zukommen.
Unter ein Prozent des Umsatzes der GOFUS geht übrigens nur in die Administration und die Verwaltung. So dass die Gelder 1:1 für die Projekte verwendet werden. Wir haben von vornherein mehrstufige Wirtschaftsprüfverfahren für unsere Gelder etabliert, so dass da nichts schief gehen kann. Deshalb vertrauen uns auch viele, die sagen, das ist ne gute Institution, die arbeiten sehr sauber, die sind klasse, die machen viel und wenn ich dorthin spende, dann lohnt sich das auch.
Dass wir das mit diesen paar Leutchen so gut hinbekommen, darauf sind wir besonders stolz. Und dafür möchte ich mich an dieser Stelle auch mal bei meinen fünf Vorstandskollegen bedanken, die sich so engagiert einbringen. Und natürlich geht auch ein großes Dankeschön an Nico Rulfs und seine Familie, die sich das ganze Jahr 365 Tage mit der GOFUS Sportmarketing GmbH um die GOFUS kümmern und all die tollen Veranstaltungen organisieren. Das ist ein Zusammenspiel, das in dieser Form einzigartig und sehr besonders ist.
Kümmern Sie sich langfristig um die gebauten Spiel- und Bolzplätze?
Jeder Spiel- und Bolzplatz bekommt nicht nur ein Schild mit der Aufschrift „Dieser Platz wurde mit „PLATZ DA!“ gebaut.“ Sondern jeder Platz bekommt auch einen Paten zur Seite gestellt. Es ist immer ein regionaler Pate. In Gelsenkirchen sind es zum Beispiel Olaf Thon oder Peter Neururer. Der Pate schaut mindestens einmal im Jahr vorbei, ob alles in Ordnung ist und organisiert auch mal ein Turnier. Damit erlangen wir einerseits mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit – ein Bürgermeister lässt sich gerne mal mit einem Fußballprofi ablichten. Andererseits gelingt es uns dadurch eine langfristige Identifikation mit dem Platz herzustellen.
Dennoch ist uns natürlich bewusst, dass wir keine Garantien geben können, ob ein Bolzplatz nach 10 Jahren noch in Ordnung ist. Wir können nicht die Welt retten. Wir können auch nicht jedem Hauptschüler einen Ausbildungsplatz verschaffen und wir können nicht garantieren, dass in 10 Jahren ein Bolzplatz noch in Ordnung ist. Aber ich bin ein positiv denkender Mensch. Und was wir machen können ist, uns zu engagieren, dass kaputte Bolzplätze repariert werden und Kinder mehr sichere Spielplätze haben und dafür sorgen, dass diese möglichst lange in gutem Zustand bleiben.
Vielen Dank, Norbert Dickel, für das interessante Gespräch! Weiterhin viel Erfolg mit den GOFUS. Wir freuen uns auf viele sanierte Spiel- und Bolzplätze Ihrer Spielplatz-Initiative PLATZ DA!
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