In Monheim am Rhein radeln Spielplatz-Scouts regelmäßig über die Spielplätze der Stadt und pflegen so den engen Austausch mit den Spielplatzbesuchern. Wie das funktioniert, erklärt uns Günther Serafin, verantwortlich für die radelnden Spielplatz-Scouts.

Herr Serafin, welche Aufgaben haben die Spielplatz-Scouts in Monheim?

Serafin: Unsere Spielplatz-Scouts in Monheim am Rhein kümmern sich in erster Linie vor Ort um die Belange der Bürgerinnen und Bürger und um das soziale Miteinander auf den Spielplätzen. Vor allem Jugendliche und Erwachsene, die sich auf den Spielplätzen dissozial, schädigend und störend gegenüber Nutzern und Wohnumfeld verhalten, also zum Beispiel auf dem Spielplatz rauchen oder Alkohol trinken, ihre Hunde frei laufen lassen oder ihren Müll nicht vorschriftsmäßig entsorgen, werden angesprochen.

Was erreichen die Spielplatz-Scouts mit ihrer Arbeit?

Günther Serafin, Stadt Monheim am Rhein

Ziel ist es, diesen Menschen deutlich zu machen, dass ihr Verhalten nicht geduldet wird und die Einhaltung öffentlicher Regeln unerlässlich ist. Der Einsatz der Scouts dient somit nicht zuletzt der Kriminalprävention und der Reduktion von Vandalismusschäden. Auf diese Weise gelingt es, die Nutzungsqualität der städtischen Kinderspielplätze zu sichern.

Darüber hinaus geben Spielplatz-Scouts Informationen der Stadt weiter, beraten, leisten Aufklärung, eröffnen Gestaltungsmöglichkeiten für Spielplätze, nehmen an Spielplatzfesten teil und fördern das bürgerliche Engagement, indem sie beispielsweise für die Übernahme von Spielplatz-Patenschaften werben. Dabei arbeiten sie vernetzt mit anderen zuständigen Fachdiensten, wie z.B. dem zentralen Außendienst, Polizei, offene Kinder- und Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit zusammen.

Seit wann gibt es in Monheim radelnde Spielplatz-Scouts und wie oft sind sie im Einsatz?

Begonnen hat das Ganze mit einer zunächst 10-wöchigen Pilotphase im Spätsommer 2007 und einem nachfolgenden viermonatigen Einsatz von Ende Juli bis Ende November 2008, in der wir das Spielplatz-Scouts-Konzept ausprobiert und die Ergebnisse dokumentiert haben. Nach Ablauf dieser Erprobungsphase stand schnell fest, das Konzept scheint zu funktionieren und deshalb wird es weitergehen mit den Spielplatz-Scouts.

Inzwischen kümmern sich zwei sozialpädagogisch geschulte fest angestellte Mitarbeiter/innen als Spielplatz-Scouts um die Belange auf den Kinderspielplätzen. Dabei fahren sie mehrmals pro Woche unsere 59 städtischen Kinderspielplätze auf einer festgelegten Route mit dem Fahrrad ab. Manchmal finden auch Einsätze an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen statt.

Beide Spielplatz-Scouts arbeiten auf Teilzeitstellen von je 16 Wochenstunden. Von der täglichen Einsatzzeit sind die Scouts ca. drei bis vier Stunden im Außendienst auf den Spielplätzen unterwegs, anschließend dokumentieren sie die jeweiligen Touren. Die restlichen Stunden werden für Teambesprechungen, Pressetermine, etc. verwendet. Sie stehen darüber hinaus für gezielte Einsätze auf Abruf bereit. Im Krankheits- und Urlaubsfall werden die Spielplatz-Scouts von zwei pädagogischen Ergänzungskräften vertreten.

Was lässt sich Monheim diesen mobilen Dienst kosten?

Für die Spielplatz-Scouts fallen in erster Linie Personalkosten für die zwei Fachkräfte an. Außerdem wurde für beide eine entsprechende Arbeitsausrüstung (Fahrräder, Dienstkleidung, Handy, Digitalkamera und PC) im Wert von ca. 1.500 Euro angeschafft.

Wir gehen davon aus, dass der Einsatz der Spielplatz-Scouts mittelfristig aus den Kosteneinsparungen bei den Ausgaben zur Behebung von Vandalismusschäden refinanziert und dadurch für den städtischen Haushalt weitgehend kostenneutral realisiert werden kann.

Was sagen die Monheimer zu den Spielplatz-Scouts?

Bei der Bevölkerung gibt es ein durchweg postives Echo über diesen mobilen Dienst. Die Spielplatz-Scouts werden als Ansprechpartner vor Ort von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt sehr geschätzt und ihre Arbeit wird anerkannt. Selbst Jugendliche und Erwachsene, die von den Scouts auf ihr nicht angemessenes Verhalten angesprochen und hingewiesen werden, reagieren überwiegend verständnisvoll.

Die Scouts sind inzwischen sowohl bei den Kindern, aber auch bei den Erwachsenen sehr bekannt. Durch die Präsens und die direkte Ansprache der Scouts vor Ort sowie durch telefonische Hinweise, Anregungen, Beschwerde, Ideen oder Kritik von Anwohnern, die an die Scouts weitergeleitet und bearbeitet wurden, wurde inzwischen viele Kontakte zu Mitbürgern geknüpft.

Die Stadt setzt zusätzlich auf ehrenamtliche Spielplatzpaten. Warum?

Die ehrenamtlichen Spielplatzpaten sind neben den Spielplatz-Scouts gewissermaßen unsere Augen vor Ort und mit ihrem jeweiligen Spielplatz noch mal ganz anders verbunden – oft aus Nachbarschaftsmotiven oder weil selber Kinder in der Familie sind, die auf dem Spielplatz spielen. Und natürlich ständig vor Ort. Hierbei geht es ja auch um bürgerschaftliches Engagement. Paten und Scouts unterstützen und ergänzen sich gegenseitig sehr gut!

Die Anzahl der aktiven Spielplatzpaten konnte übrigens seit dem Einsatz der Spielplatz-Scouts deutlich erhöht werden. Die Spielplatzpaten werten die Anwesenheit der Scouts und den stattfindenden Kontakt mit den Scouts als sehr positiv und fühlen sich dadurch in ihrer ehrenamtlichen Patenschaftsarbeit sehr bestärkt und unterstützt.

Was hat sich durch den Einsatz der Scouts auf den Monheimer Spielplätzen verbessert?

Serafin: Durch den Einsatz der Spielplatz-Scouts ist es uns gelungen, den Spielplatzbesuchern, Anwohnern und der Öffentlichkeit zu signalisieren, dass sich jemand kümmert und dass jemand da ist, bei dem man seine Sorgen, aber auch Wünsche, Ideen und Kritik loswerden kann und weiß, dass diese ernst genommen werden.

Vor allem wurde deutlich, dass die städtischen Kinderspielplätze und Parkanlagen keine unbeobachteten Bereiche sind, in denen man sich nach Belieben regellos verhalten kann. Besonders für die angetroffenen Jugendlichen war gleichzeitig die Erfahrung von Bedeutung: Auch wir sind hier erwünscht, auch unsere Meinung interessiert, auch wenn man nicht alles machen darf, was man will. Durch die Präsens und Aufklärungsarbeit der Scouts konnte postiv auf Fehlverhalten eingewirkt werden. Insgesamt stellen wir seit Einsatz der Scouts einen signifikanten Rückgang von Beschwerdemeldungen und Schadensmeldungen fest.

Die Schmierereien auf Spielplätzen sind weniger geworden. Fotos: Stadt Monheim

Durch die Dokumentation der Spielplatz-Touren seitens der Scouts und den fortlaufenden Informationsaustausch zwischen Scouts und den städtischen Betrieben bzw. Grünflächenämtern gelingt es uns, Mängel und Störungen der Spielplätze deutlich schneller zu bearbeiten.

Worauf sollten Städte achten, wenn sie auch Spielplatz-Scouts einführen möchten?

Wichtig ist vor allem Wert auf gut ausgebildetes, für Outdoor-Einsätze motiviertes Fachpersonal zu setzen. Bei uns sind die Stellen deshalb  mit zwei jungen sozialpädagogischen Fachkräften besetzt. Ein modernes Auftreten spielt dabei ebenso eine entscheidende Rolle wie eine gute Fachberatung. Die Aufgabe als Spielplatz-Scout zu arbeiten erfordert eine hohe kommunikative Kompetenz, gute Kenntnisse über die Zielgruppe, Bereitschaft zur Flexibilität und die Fähigkeit zu selbstständigem Arbeiten.

Herzlichen Dank, Herr Serafin, für dieses interessante Gespräch und viel Erfolg weiterhin mit den Spielplatz-Scouts. Ein tolles Projekt! Was meint ihr, wären die Spielplatz-Scouts auch für eure Stadt?


Auf Spielplatztreff findet ihr eine Übersicht aller Spielplätze in Monheim am Rhein.