In der Gemeinde Nordwalde wird niemand für die Spielplatzplanung bezahlt. Denn hier planen Eltern die Spielplätze selbst – und das ehrenamtlich! Mareike Wissing, eine der Spielplatz-Planerinnen, erzählt, wie es dazu kam und warum davon alle profitieren.

Mareike Wissing, wie wird man ehrenamtliche Spielplatzplanerin?

Eher durch Zufall. Es gab schon eine Vorgängerin, die sich in unserer Gemeinde ehrenamtlich um die Spielplätze gekümmert hat. Deren Kinder waren aus dem Spielplatzalter raus und sie wollte den Job abgeben. Dieses habe ich über einen Zeitungsartikel erfahren. Ich hatte sie zuvor in dem Projekt Piratenspielplatz als Anwohnerin unterstützt und konnte mir gut vorstellen das Ehrenamt zu übernehmen.

Du hattest Lust dazu und hast zugegriffen…

Ja, denn ich hätte es schade gefunden, wenn dieses Ehrenamt nicht weitergeführt worden wäre. Aber ich war nicht alleine. Zu Beginn haben wir es zu dritt angepackt. Wir hatten alle Kinder im Kindergartenalter, kannten uns bereits vom Sehen und zögerten nicht lange bevor wir die Herausforderung annahmen. Unsere Bürgermeisterin, die dieses Ehrenamt ebenfalls erhalten wollte, hatte uns zusammengebracht.

Hut ab vor eurem Mut! Wusstet ihr denn überhaupt, wie man Spielplätze plant?

Ehrlich gesagt, zu Beginn wussten wir nicht viel. Uns war jedoch schnell klar, wir brauchten einen Förderverein, um langfristige Strukturen zu schaffen. Unser Gedanke war, dass man das alleine gar nicht schaffen kann, wenn man berufstätig ist. Außerdem würden wir Spendengelder für unsere Spielplatzprojekte über den Verein sammeln können. Und natürlich ist es viel schöner, mit mehreren Leuten gemeinsam Ideen zu entwickeln und kreativ zu werden.

Also habt ihr erstmal einen Förderverein gegründet…

Richtig. Im Spätsommer 2016 haben wir den Förderverein Nordwalder Spielplätze e. V. gegründet. Und rückblickend betrachtet war das fast die größte Herausforderung. Sehr arbeitsintensiv und zeitaufwändig, weil wir bis dato keinen Plan hatten, wie das funktionierte. Aber wir haben es hingekriegt. Ich war damals noch in Elternzeit, das kam uns zugute. Heute trifft sich unser Verein ein- bis zweimal jährlich, der Vorstand einmal im Quartal. Wir besprechen unsere langfristigen Ziele… welche Spielplätze sollen neu gemacht werden oder welche brauchen eine Auffrischung? Wir haben auch eine Bestandsaufnahme mit allen Spielplätzen erstellt für den besseren Überblick.


SO KANNST DU UNTERSTÜTZEN

Der Nordwalder Spielplätze e. V. freut sich über deine Mitgliedschaft oder Spende! Für einen Jahresbeitrag von mindestens 12 Euro kannst du die Arbeit des Vereins unterstützen und mithelfen, die Spielplätze in Nordwalde langfristig zu erhalten und zu verschönern. Nicht nur Eltern, auch Großeltern sind als Vereinsmitglieder herzlich willkommen sowie Menschen, die an Vorstandsarbeit interessiert sind. Außerdem zählt jede Spende! Denn erst dadurch können besondere Highlights für die Spielplätze angeschafft werden. Außerdem wurden bereits zwei Sonnensegel (à 4.000 Euro) von Spendengeldern angeschafft, um den Sandspielbereich auf einigen Spielplätzen zu beschatten. Ein drittes Sonnensegel ist geplant und liegt uns beim nächsten Projekt am Herzen.


Wie lief euer erstes Spielplatz-Projekt?

Unser erstes Projekt war der Spielplatz An der Wallhecke. Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Wir standen da und dachten: Wie machen wir das jetzt? Wie kriegen wir überhaupt unsere Ideen zu Papier? Glücklicherweise half uns der Mann eines unserer Vereinsmitglieder weiter. Er erstellte uns einen maßstabsgetreuen Plan. So konnten wir die Spielgeräte immerhin ausschneiden und drauflegen und die benötigten Fallschutzräume kalkulieren. Mittlerweile sind wir schon deutlich weiter und haben das Planen sogar digitalisiert.

Der angelegte Hügel auf dem Spielplatz „An der Wallhecke passt zum Motto „Hügel und Hecke“, Foto: Nordwalder Spielplätze e. V.

Klingt nach viel “learning by doing”… 

Ja das war es auch. Wir haben einfach angefangen, uns in alles einzulesen und das nötige Wissen zusammenzutragen. Das war gerade zu Beginn sehr viel Arbeit. Jetzt wo alles steht, läuft es reibungslos. Heute sind wir 25 Mitglieder und zu sechst im Vorstand und haben mittlerweile viel Expertise gesammelt. Wenn ein neues Spielplatzprojekt ansteht, wissen wir genau was zu tun ist. Total motivierend finde ich, dass wir die Spielplätze in wechselnden Teams planen.

Ihr arbeitet in wechselnden Teams?

Steht ein neues Projekt an, bilden wir ein Projekt-Team von zwei, drei Leuten aus unserem Vorstand (wegen der Expertise) und meistens ist noch ein/e Anwohner/in mit dabei. Dieses Team plant dann konkret den jeweiligen Spielplatz und arbeitet sich tiefer in die Materie ein. So verteilt sich die Arbeitslast bessern. Man ist nicht immer gefordert, kann durchatmen, wenn ein Projekt abgeschlossen ist und kriegt wieder Lust auf das nächste.

In welchen Schritten plant ihr einen Spielplatz?

Zunächst ermitteln wir die Altersstruktur des Wohnumfelds, damit wir wissen, wie alt die Kinder sind, die den Spielplatz hauptsächlich besuchen werden. Dann fragen wir die Wünsche und Ideen der Anwohner ab und erarbeiten auf dieser Basis ein erstes Konzept. Das diskutieren wir zunächst im Vorstand und stellen es im nächsten Schritt den Anwohnern und der Gemeinde vor. Die Ideen für unsere Spielplätze sammeln wir übrigens alle gemeinsam. Manchmal schicken wir uns in der WhatsApp-Gruppe des Vereins Fotos von Spielgeräten, die wir in anderen Orten entdecken und die wir uns auch in Nordwalde gut vorstellen können.

Macht euch die Gemeinde Vorgaben für die Gestaltung?

Nein. Solange unsere Ideen nicht den finanziellen Rahmen sprengen, können wir unserer Fantasie freien Lauf lassen. Wir verfügen über das Spielplatz-Budget der Gemeinde und kalkulieren ja auch die jeweiligen Projektkosten. Das funktioniert gut, weil wir eng und vertrauensvoll miteinander arbeiten. Wir erfahren große Unterstützung und wissen, wie sehr die Bürgermeisterin unsere Arbeit wertschätzt. Ihr liegen die Spielplätze sehr am Herzen. Und auch die Zusammenarbeit mit dem Bauhof, die die Spielgeräte aufbauen, die Spielplätze regelmäßig pflegen sowie viel Fachkompetenz beisteuern, klappt wunderbar.

Habt ihr mal bei der Gemeinde nachgefragt, warum sie niemanden für die Spielplatz-Planung einstellt?

Nein, das haben wir tatsächlich nicht. Ehrenamt wird bei uns in der Gemeinde generell großgeschrieben und wir haben uns bewusst für diese Aufgabe entschieden. Ich glaube allerdings, dass uns vorher gar nicht bewusst war, dass dieses Ehrenamt mit so viel gestalterischem Einfluss einhergeht. Doch genau das ist das Schöne! Es macht unfassbar viel Spaß, die eigenen Ideen umzusetzen und Spielplätze selbst zu gestalten.

Also aus eurer Sicht eine Win-Win-Situation?

Ja, würde ich sagen. Die Gemeinde kann Personalkosten sparen. Und wir können Spielplätze planen, wie wir als Bürger und die die Kinder brauchen. Wir haben 16 wirklich tolle Spielplätze in Nordwalde. Die sind alle gut in Schuss. Wir kriegen viele positive Rückmeldungen, sogar aus dem Umland! Hier ziehen alle an einem Strang und geben ihr Bestes dafür, dass wir schöne Spielplätze haben. Das freut uns natürlich sehr und bestärkt uns in dem was wir tun.

Was ist euch bei der Spielplatz-Gestaltung besonders wichtig? 

Wichtig ist uns, dass jeder Spielplatz ein Highlight bekommt, das den Spielort besonders macht. Wir legen meistens ein Motto für jeden Spielplatz fest, an dem sich die Gestaltung orientiert. Beispielsweise haben wir den Spielplatz An der Wallhecke zum Motto „Hügel und Hecke“ geplant. Passend dazu wurde ein Hügel angelegt und darauf ein großes Kletterspielgerät gestellt. Als Highlight haben wir einen Gurtlaufsteg gewählt. Beim Spielplatz Fürstengrund konnten wir zwei Spielholzpferde für 2700 Euro aus Spendengeldern anschaffen, passend zur Pferdezucht gleich nebenan. Dadurch, dass wir als Förderverein Spenden sammeln dürfen, gelingt es uns immer so ein i-Tüpfelchen draufzusetzen.

Die Spielpferde auf dem Spielplatz Fürstengrund wurden durch Spendengelder finanziert. Foto: Nordwalder Spielplätze e. V.

Gab es schon mal Kritik für einen eurer Spielplätze?

Natürlich gibt es hier und da mal Kleinigkeiten, wo wir nachsteuern. Durch die enge Zusammenarbeit sind die Wege sehr kurz. Aber dass jemand mal gesagt hat „der Spielplatz geht gar nicht“, das hatten wir noch nie. Jedes Projekt durchläuft ja viele Instanzen bis zur Fertigstellung. Angefangen vom Brainstorming im Vorstand, über die Ideen der Anwohner und der Gemeinde. Auch der Bauhof hat immer wieder viele praktische Ideen zur Umsetzung und die Hersteller, über die wir die Geräte beziehen. Da kommt viel Fachwissen zusammen, aus dem wir dann die besten Schlüsse ziehen.

Bremst euch Corona im Moment aus? 

Unser aktuelles Projekt – der Spielplatz Grüner Weg – verzögert sich tatsächlich etwas durch Corona. Denn leider konnte der Bauhof auf Grund der aktuellen Beschränkungen noch nicht mit dem Aufbau des neuen Mini-Spielplatzes beginnen. Das ist zwar schade, aber wir sind uns sicher, dass es bald weitergehen kann. Die Spielgeräte liegen breit.


Der Nordwalder Spielplätze e. V. hat alle Spielplätze in Nordwalde auf Spielplatztreff eingetragen. Klickt euch mal rein!