Wenn es nach dem Verband der Hallen- und Indoorspielplätze geht, soll bald in vielen Indoorspielplätzen ein Sicherheitssiegel hängen. Ob dadurch ein schlechter zu einem guten Indoorspielplatz wird und wie Gäste das überprüfen können, darüber haben wir mit Ulrich Hähnel, Vorstandsmitglied des VDH, gesprochen.
Herr Hähnel, haben Indoorspielplätze ein Sicherheitsproblem?
Hähnel: Nein, das kann man pauschal nicht sagen. Bei ca. 20 Mio. Besuchern jährlich passiert im Verhältnis sehr wenig. Dennoch gibt es Indoorspielplätze, deren Qualität verbesserungsfähig ist. Frei zugängliche Steckdosen, schmutzige Ecken, ungeschultes Personal, defekte Spielgeräte, zerschlissene oder fehlende Schaumstoffummantelungen von harten Spielgeräten. All das sind Mängel, die auch in Medienberichten über Indoorspielplätze auftauchen.
Einige Betreiber meinen, im zunehmend härter werdenden Wettbewerb an Sicherheit und Qualität sparen zu wollen. Das führt dazu, dass qualitativ schlechte Indoorspielplätze das Image der ganzen Branche nach unten ziehen. Dem wollen wir mit dem neuen Sicherheitssiegel etwas entgegensetzen.
Den VDH gibt es seit 2004. Er vertritt ein Drittel aller Indoorspielplatz-Betreiber. Der Netzwerkgedanke ist ein wichtiger Eckpfeiler des VDH. Zwischen 70 und 100 Mitglieder kommen zweimal jährlich zu den Netzwerktreffen, auf denen, neben den Fachvorträgen, der Austausch zwischen den Mitgliedern groß geschrieben wird.
Wie funktioniert das Sicherheitssiegel?
Das Sicherheitssiegel ist Bestandteil des Ehrenkodex, zu dem sich ab sofort alle Indoorspielplätze, die im VDH Mitglied sind, schriftlich bekennen müssen. Dieser Ehrenkodex verpflichtet zu jährlichen Sicherheitsprüfungen, zur Bereitstellung einer abwechslungsreichen und kindgerechten Umgebung, zur Einhaltung von Hygienestandards und zu einem fairen Wettbewerb.
Kann der Ehrenkodex aus einem schlechten Indoorspielplatz einen guten machen?
Ja. Wir wollen mit dieser Maßnahme Druck auf den Markt ausüben. Diejenigen, die bisher meinten: An Qualität und Sicherheit kann ich sparen, die sollen erkennen, dass es so nicht weitergeht. Ab jetzt kann die Öffentlichkeit die besseren Indoorspielplätze an dem Sicherheitssiegel erkennen. Langfristiges Ziel ist es aber, dass letztendlich die gesamte Branche davon profitiert.
Gab es vor dem Sicherheitssiegel nicht auch schon Sicherheitsprüfungen in Indoorspielplätzen? Was ändert sich jetzt?
Es gibt Indoorspielplätze, die sich bisher nicht jährlich von einem Sachverständigen prüfen lassen und selbst wenn, sehen solche Prüfungen sehr unterschiedlich aus. Um das zu ändern, hat der VDH in Zusammenarbeit mit einem vereidigten Sachverständigen für Spielplätze und Indoorspielplätze basierend auf den schon jetzt gültigen DIN-Normen (DIN EN 1176, und weitere) einen erweiterten Prüfkatalog entwickelt, in dem die einzelnen Vorgaben einer Sicherheitsprüfung definiert wurden. Dieser Prüfkatalog wird noch mit anderen Prüforganisationen abgestimmt, um nach Möglichkeit flächendeckend für alle Prüfungen von Indoorspielplätzen Maßstab zu werden.
Die Indoorspielplätze mit Sicherheitssiegel werden alle nach diesem Sicherheitskatalog geprüft?
Genau. Und das geht deutlich über das hinaus, was üblicherweise am Markt zu finden ist. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter: Die jährliche Sachverständigenprüfung ist nur die Basis. Wir schreiben im zweiten Teil des Ehrenkodex fest, dass ein Hallenspielplatz noch engmaschiger überprüft werden muss und aufgetretene Mängel und deren Beseitigung protokolliert werden sollen. So entsteht ein besseres Schadenmanagement. In Zukunft soll der Sachverständige bei der jährlichen Kontrolle auch die Sichtprüfungsprotokolle der letzten drei Monate rückwirkend prüfen.
Wie stellen Sie sicher, dass sich die Indoorspielplatz-Betreiber an die Auflagen halten und das Sicherheitssiegel zu Recht tragen?
Der Name „Ehrenkodex“ deutet schon ein bisschen darauf hin, dass wir nicht alles kontrollieren können. Ein Stück weit müssen wir darauf vertrauen, dass die Regeln eingehalten werden, wenn eine solche Erklärung schriftlich abgegeben worden ist.
Doch auch wenn einige Punkte im Ehrenkodex nur subjektiv zu beurteilen sind und sich schwer messen lassen, wurden viele konkrete Anforderungen formuliert, die von den Betreibern zu erfüllen sind, wie zum Beispiel die jährliche Sicherheitsprüfung und die regelmäßigen Sichtkontrollen.
Das Sicherheitssiegel muss übrigens jedes Jahr erneuert werden. Nur wenn der jährliche Sicherheitsbericht beim VDH eingereicht wurde, erhält der Indoorspielplatz das Sicherheitssiegel für das aktuelle Geschäftsjahr. Und da das Sicherheitssiegel sowohl auf der Homepages des Betreibers als auch im Eingangsbereich veröffentlicht wird, kann der Verbraucher selbst prüfen, ob es Abweichungen vom Soll- und Istzustand gibt. Zusätzlich gibt es natürlich Stichkontrollen und auch bei Verdachtsfällen, durch Kundenbeschwerden oder Mitbewerber, werden wir tätig.
Mit dem Ehrenkodex müssen Indoorspielplatz-Betreiber zukünftig die Mindestanforderungen an eine abwechslungsreiche und kindgerechte Umgebung erfüllen. War das bisher nicht der Fall?
Wir haben hier zwei wesentliche Gesichtspunkte. Zum einen gibt es Indoorspielplätze, die nur aus Hüpfburgen bestehen. Von Abwechslung kann also dort nicht die Rede sein. Und zum anderen gibt es Hallen, die mit kostenpflichtigen Spielangeboten übersäht sind. Dort stehen dann vielleicht drei Hüpfburgen, ein kleines Klettergerüst und alle anderen Aktivitäten sind kostenpflichtig. Auch das wird von uns nicht unterstützt. Wir wollen Betreiber zu einer abwechslungsreichen Spielumgebung animieren und damit auszeichnen.
Deshalb schreiben wir im Ehrenkodex fest, dass ein Hallenspielplatz mindestens vier verschiedene Großspielgeräte, wie zum Beispiel Rollenrutschen, Großtrampolinanlagen, Kletterberge, -wände, Kleinkindbereiche, Wellen- oder Riesenrutschen, unentgeltlich vorhalten muss.
Grundsätzlich ist das Thema Spiel- und Bewegung ein ganz elementares Thema eines Indoorspielplatzes. Gerade in Zeiten, wo über Bewegungsmangel ja viel und auch zu recht diskutiert wird, stellen Indoorspielplätze eine wichtige Funktion dar. So gibt es zum Beispiel auch Kooperationen mit Schulen, die Teile des Sportunterrichts in den Indoorspielplatz verlegen. Großtrampolinanlagen oder Kletterwände können so von den Schülern genutzt werden, um mal ganz andere Bewegungsabläufe intensiv zu erfahren.
Ab wann hängen die Sicherheitssiegel in den Indoorspielplätzen?
Die werden seit Januar 2013 ausgegeben. Das heißt, alle Betreiber wurden aufgefordert, die Prüfberichte einzureichen und den Ehrenkodex zu unterschreiben. Die ersten Berichte sind schon eingegangen, so dass die Sicherheitssiegel sehr bald in den Eingangsbereichen hängen werden, und auch die Verpflichtung zum Ehrenkodex auf den Homepages der Betreiber sichtbar sein wird.
Vielen Dank für das interessante Gespräch. Wir finden diesen Schritt prinzipiell gut und wünschen uns, dass das Sicherheitssiegel hält, was es verspricht. Wir bleiben dran.
Titel-Foto: Mehr Sicherheit durch das VDH Prüfsiegel für Indoorspielplätze? @VDH Prüfsiegel
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INDOORSPIELPLÄTZE: DIE RICHTIGE MISCHUNG MACHT’S
Mit Befremden mussten wir den Bericht über dieses sogenannte Siegel hier lesen. Wir sind selbst Betreiber eines großen Indoorspielplatz in der Bauhausstadt Dessau. Unseren Indoorspielplatz lassen wir jährlich – ohne Anerkennung einer Rechtspflicht – durch die DEKRA prüfen. Und wir erhalten alljährlich ein Zertifikat, wonach unsere Spielgeräte und die Einrichtungen im und um das Objekt den Normen 1176 der EU entsprechen und sicher sind. Dass dieses Siegel des VDH nur eine Marketingstrategie ist lässt sich daran erkennen, dass lediglich Mitglieder dieses „Siegel“ erhalten. Herr Hähnel vertritt eine Assekuranz und spricht nicht für die Indoorspielpltäze in Deutschland, sondern für eine kleine Anzahl eingetragener Mitglieder seines Vereins. Der VDH ist ein Interessenverband und eingetragener Verein, der sich als Bindeglied zwischen Hallenspielplätzen und Herstellern und Zulieferer von Produkten für diese Branche fungiert. Dieser Ehrenkodex besteht zum großen Teil aus gesetzlichen Bestimmungen, die auch ohne Kodex einzuhalten sind und Suggestionen, die Kunden blenden sollen. So bleibt Herr Hähnel eine Antwort schuldig, welche Schulungen es für Was und nach welcher Norm geben soll?
Beste Grüße
Susanne und Andre Kaiser
Hallo Frau und Herr Kaiser,
ich nehme gerne Stellung zu Ihrem kritischen Kommentar.
Der VDH ist die führende Interessenvertretung gewerblicher Indoorspielplätze in Deutschalnd. Fast 1/3 aller Indoorspielplätze in Deutschland sind Mitglied im VDH.
Der VDH hat einen Ehrenkodex verabschiedet, der zukünftig die Qualitätsstandards von Mitgliedsanlagen regelt. Diese Qualitätsstandards liegen deutlich über denen der Branche. Selbstverständlich gelten diese Regelungen nur für Mitgliedsunternehmen.
Aus Sicht des VDH ist dieser Schritt wichtig, da die gängige DIN EN 1176 zu viele Lücken aufweist oder in wichtigen Bereichen nur „Soll-Vorschriften“ hat.
Der VDH hat mit externen Fachleuten eine Sicherheitsrichtlinie entwickelt, die in der nächsten Woche in Hamburg mit Vertretern des TÜV-Nord, TÜV-Süd, TÜV-Rheinland, DEKRA, freien Sachverständigen und Spielplatzeinrichtern diskutiert wird. Ziel ist die Schaffung einer einheitlichen Prüfrichtinie für alle Indoorspielplätze, sodass auch Nicht-VDH-Mitglieder die Möglichkeit erhalten sich gemäß der VDH-Prüfrichtlinie prüfen zu lassen.
Wenn Sie konkrete Rückfragen zum Inhalt des Ehrenkodex, zu dem Lücken der DIN EN 1176 oder zur Sicherheitsrichtlinie haben, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.
Ulrich Hähnel
Vorstandsmitglied VDH
Guten Tag Herr Hähnel,
Ihre Antwort deckt auf, was längst bekannt ist. Ihre Organisation ist ein Verein mit kommerziellen Zielen. Das ist schon insich ein Widerspruch. Mit wem Sie sich treffen oder nicht spielt eine untergeordnete Rolle. Schon allein deshalb, da sich Ihre „Ziele“ und der sogenannte „Ehrenkodex“ wie schon in unserem Erstbeitrag weder bundesweit durchsetzen noch kontrollieren lassen. Seien Sie versichert, dass die gesetzlichen Grundlagen bereits existieren und angewandt werden. Ihre Organisation nutzt den e. V. als Sprungbrett für Geschäfte. Nur sollten Sie das auch so nennen und nicht über Phantasienamen wie Ehrenkodex deckeln. Wir denken, Ihnen und auch uns Indoorspielplatzbetreiber wie auch unseren Gästen wäre damit geholfen.
Wir stehen auch gerne in einem persönlichen Gespräch und auch über andere Kommunikationswege zur Verfügung.
Liebe Grüße
Andre und Susanne Kaiser
Hallo wir befinden uns hier gerade im kids2kids in bruchsal. Wir haben noch nie so einen dreckigen indoorspielplatz angetroffen. Wir werden wohl das Gesundheitsamt informieren müssen da die Toiletten sehr gesundheitsschädlich aussieht. Es wäre auch interessant zu wissen warum dieser indoorspielplatz noch in Betrieb ist. Gefährlich ist es das die spielzeuge mit Kabelbinder befestigt werden. Wo ist hier der schutz der kinder?
Hallo tanja,
schade, dass ihr so ein mieses Erlebnis in einem Indoorspielplatz hattet. Aber das zeigt, dass bei den Qualitäts- und Sicherheitsstandards vieler Angebote noch deutlich Luft nach oben ist. Ich finde es richtig, die zuständigen Ämter zu informieren. Nur, wenn sich die Besucher öffentlich beschweren, kann sich die Situation verbessern.
Gerne könnt ihr diesen Indoorspielplatz auch bei uns auf spielplatztreff.de eintragen und entsprechend bewerten. Durch die Weitergabe eurer Erfahrungen bleibt anderen Familien vielleicht eine Enttäuschung erspart?!
Spielplatz eintragen: https://www.spielplatztreff.de/spielplatz/eintragen
In diesem Sinne danke und beste Grüße,
Bettina