Corona macht erfinderisch. Also warum nicht mal auf Fahrrädern die Spielplätze der Umgebung erkunden? Denn Spielplätze sind eine schöne Möglichkeit, die Stadt ganz neu zu entdecken. So sieht es Constanze Nick vom ZEBEF in Ludwigslust. Sie hat die Spielplätze ihrer Stadt im letzten Sommer gemeinsam mit Ferienkindern getestet und auf Spielplatztreff eingetragen.
Frau Nick, wie kam es zur Ferienkinder-Spielplatz-Tour?
Constanze Nick: Wegen Corona mussten wir in den letzten Sommerferien die ersten Ferienlager-Wochen in Alt Jabel kurzfristig absagen und neu planen. Dabei herausgekommen ist unter anderem eine Woche „Ferienspaß“ in Form von Tagesausflügen. Mit festen Stationen in und um Ludwigslust, die es gemeinsam mit den Kindern zu entdecken galt.
Constanze Nick ist studierte Agrar-Ökologin und Umweltpädagogin. Seit 16 Jahren arbeitet sie im Zentrum für Bildung, Erholung und Freizeit der Jugend e. V. in Ludwigslust (ZEBEF). Dort organisiert sie hauptverantwortlich Umweltbildungsangebote sowie Freizeit- und Ferienangebote für Kinder. Außerdem betreut sie die „Familienfüchse“, die kostenlose Familienzeitschrift für den Landkreis Ludwigslust-Parchim redaktionell. Das Spielplatz-Thema begleitet Constanze Nick schon sehr lange. Seit 2012 ist sie Mitglied im Familienbeirat der Stadt Ludwigslust. 2013 begeht sie erstmalig die städtischen Spielplätze gemeinsam mit Kindern und bewertet diese für das daraus entstandene erste Spielplatzkonzept der Stadt. Constanze Nick sieht Spielplätze als festen Bestandteil ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Die Spielplätze waren die Ausflugsziele?
Nicht nur. Wir haben die Spielplätze mit unseren Ausflugszielen verknüpft. War auf dem Hinweg beispielsweise unser Ziel Baumklettern im Schlosspark, haben wir auf dem Rückweg den Spielplatz An der Schlossgärtnerei besucht.
Am nächsten Tag sind wir mit den Kindern in Techentin Reiten gewesen und haben auf dem Rückweg beim Spielplatz Am Rodelberg angehalten. So waren wir je nach Wetterlage den ganzen Tag mit drei Begleitpersonen und 12 Kindern zwischen acht und elf Jahren auf unseren Fahrrädern unterwegs. Insgesamt acht Spielplätze wurden von uns in der Woche getestet und bewertet.
… und auf Spielplatztreff eingetragen. Wie kam es dazu?
Die Initialzündung kam letzten Sommer. Über die Familienzeitschrift Räuberpost, mit der das ZEBEF kooperiert, habe ich von Spielplatztreff erfahren. Und ich dachte mir, das wäre doch auch etwas für uns als ZEBEF. Schließlich sind Kinder, Jugendliche und Familien ein wichtiger Teil unserer Zielgruppe und so können wir die Spielplätze in Ludwigslust noch bekannter machen.
Sind die Spielplätze denn so wenig bekannt?
Ludwigslust ist ja ein kleines Städtchen mit ca. 12.000 Einwohnern und eingemeindeten Ortsteilen im Umkreis bis zu acht Kilometern. Gleichzeitig gibt es über 20 Spielplätze und längst nicht alle sind bekannt. Den Spielplatz vor seiner Haustür kennt jeder. Aber nur wenige suchen bewusst nach anderen Spielplätzen und fahren dann dort hin. Dabei sind Spielplätze eine schöne Möglichkeit, die Stadt noch mal ganz neu zu entdecken. Auch deshalb finde ich es total wichtig, unsere Spielorte zu zeigen.
Hatten die Ferienkinder Spaß, Spielplätze zu testen?
Die Mädchen und Jungen hatten großen Spaß! Und sie waren stolz, dass ihre Meinung zählt. Sie haben sich gefreut Verantwortung zu tragen, als sie erfuhren, dass die gesammelten Informationen nicht nur für uns sind. Sondern für alle Menschen auf Spielplatztreff.de zugänglich sein würden.
Wie wurden die Spielplätze bewertet?
Die Kinder haben sich auf jedem Spielplatz umgeschaut, alles ausprobiert, ausgiebig gespielt, oft in Kleingruppen. Ein Kind war begeisterter Kletterer und hat die umliegenden Bäume in Beschlag genommen.
Währenddessen habe ich schon mal Fotos geschossen und mir ein paar Gedanken zum jeweiligen Spielplatz gemacht. Anschließend sind wir gemeinsam die Punkte in der Spielplatztreff App durchgegangen und haben alle Felder – Alter, Ausstattung, Spielgeräte, Bewertung, Beschreibung – ausgefüllt.
Was kam bei den Kindern besonders gut an?
Ich finde, das zeigt noch einmal, wie wichtig eine gewisse Vielfalt jenseits von Standardspielgeräten ist. Damit es abwechslungsreich und spannend bleibt und sich ein Ausflug zu einem weiter entfernten Spielplatz auch lohnt.
Constanze Nick, ZEBEF
Viel Freude hatten sie an Spielgeräten, die sie gemeinsam nutzen konnten. Das Karussell im Schlossgarten war sehr gefragt. Das dreht sich ordentlich und hinterher war allen schlecht 😉
Besonders attraktiv waren auch immer die Spielgeräte, die es explizit nur auf dem jeweiligen Spielplatz gab. Ich finde, das zeigt noch einmal, wie wichtig eine gewisse Vielfalt jenseits von Standardspielgeräten wie Rutsche, Wippe und Schaukel ist. Damit es abwechslungsreich und spannend bleibt und sich ein Ausflug zu einem weiter entfernten Spielplatz auch lohnt. Gut funktioniert haben auch Gruppenspiele vor Ort. Auf dem neuen Stadtteilspielplatz Am Wasserturm haben wir mit den Kindern beispielsweise Feuer, Wasser, Sturm gespielt.
Gab es auch Spielplätze, die bei den Kindern gar nicht ankamen?
Nein, eigentlich nicht. Die Stadt Ludwigslust hat seit 2014 viel in ihre Spielplätze investiert und bewusst mehr Geld in den Haushalt eingestellt, damit es auch für Neuinvestitionen reicht. Werden Spielplätze saniert oder neu geplant, arbeiten verschiedene Fachbereiche, wie der Bereich Hochbau und Gebäudemanagement, der Fachbereich für Bildung und Soziales sowie die Beiräte der Stadt, wie Jugendrat und Familienbeirat, Hand in Hand. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und kommt auch bei den Kindern gut an.
Unser Ausflug zum bereits erwähnten Spielplatz Am Wasserturm hat jedoch z. B. gezeigt, wie wichtig Schatten ist, damit Kinder das Angebot auch im Sommer nutzen können! Auf dem recht neuen Spielplatz sind zwar schon Bäume gepflanzt, aber die spenden noch keinen Schatten. Bei 30 Grad Hitze hält man es dort nicht lange aus.
Es hat einen Moment gedauert, bis die Kinder ins Spiel gekommen sind, aber dann wollten sie gar nicht mehr weg.
Constanze Nick
Zum Glück liegen die meisten Spielplätze im Grünen. Ausreichend Schatten ist vorhanden und die Kinder können das ganze Umfeld in ihr Spiel mit einbeziehen. Richtig gut funktionierte das auf dem Spielplatz Am Alten Forsthof. Es hat einen Moment gedauert, bis die Kinder ins Spiel gekommen sind, aber dann wollten sie gar nicht mehr weg.
Was war so besonders auf diesem Spielplatz?
Hier gibt es an klassischen Spielgeräten nur eine Nestschaukel und eine Sandkiste. Die Kinder hatten nicht damit gerechnet und wunderten sich zunächst: „Hä? Hier ist ja gar nichts zum Spielen!“
Ich persönlich mag diesen naturnahen Spielplatz sehr, und hatte auch privat schon tolle Spielerlebnisse an diesem Ort. Gestaltet wurde er von einer Landschaftsplanerin aus der Region, die auf Naturspielplätze spezialisiert ist. Die abwechslungsreiche Gestaltung mit vielen verborgenen Ecken, zahlreichen Büschen und teilweise altem Baumbestand lädt zum Verstecken spielen ein. Darauf hatte an diesem Tag allerdings niemand Lust. Wir sind jedoch nicht gleich wieder gegangen, sondern haben erstmal Frühstückspause gemacht.
Sie haben die Kinder ein wenig „zappeln“ lassen?
Ja, denn ich hätte es schade gefunden für diesen Spielplatz. Da wollte ich so schnell nicht aufgeben und dachte mir, ich warte mal noch ein bisschen.
Ungefähr eine halbe Stunde hat es gedauert, dann sprudelten die Ideen plötzlich aus ihnen hervor… die Ruine ist die Burg, ihr seid Königin und König und wir sind die Wächter. Es gab diejenigen, die die Burg verteidigten und die, die versucht haben, sie anzugreifen. Die Kinder entwickelten ganze Rollenspiel-Szenarien und alle 12 waren ins Spiel involviert. Das war schön zu beobachten.
Wann brechen Sie zur nächsten Spielplatz-Tour auf?
Ich baue die Spielplätze immer wieder gern in unsere Ferien- und Freizeitangebote ein. Vor Jahren schon habe ich einen Geocache entwickelt, der neben einigen Sehenswürdigkeiten auch mehrere Spielplätze zum Ziel hat. Teile davon kommen nach wie vor zum Einsatz. Für die letzten Winterferien habe ich mit einer Kollegin eine Spielplatz-Challenge konzipiert und Kinder bzw. Familien mit kleinen Aufgaben zu verschiedenen Spielplätzen geschickt. Am Schluss gab es einen Preis zu gewinnen.
Und die Tour im letzten Sommer hat uns allen so gut gefallen, dass wir auch in diesem Jahr wieder mit Kindern loszuziehen wollen, um weitere Spielplätze im Umland zu entdecken und auf Spielplatztreff einzutragen. Die Kinder spielen und bewegen sich an der frischen Luft. Und für uns als Spielplatzverantwortliche sind solche Ausflüge Gold wert, um sich den Blick der Kinder zu bewahren.
Entdecke mehr Ludwigsluster Spielplätze auf Spielplatztreff.de und lass‘ gerne eine Bewertung da.
Hast du schon mal mit deinen Kindern eine Spielplatz-Entdeckungstour zu verschiedenen Spielplätzen gemacht? Dann wird’s Zeit. Schnapp‘ dir unsere Spielplatztreff App und los geht’s! 🙂
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