Hans-Peter Barz, Leiter vom Grünflächenamt in Heilbronn, plant seit gut 20 Jahren Spielplätze, die es Kinder ermöglichen, im Spiel den Umgang mit Risiken zu erlernen. Doch manchmal ist er überrascht vom Widerstand besorgter Eltern, die am liebsten jegliches Risiko vermeiden wollen. So auch beim Spielplatz am Silcherplatz…

Herr Barz, was ist das Besondere am Spielplatz Silcherplatz?

Barz: Der Spielplatz Silcherplatz ist zunächst einmal ein sehr vielfältig gestalteter Spielplatz mit einer abenteuerlichen Kletterlandschaft, einem Felsenmeer und einem Bolzplatz für Jugendliche. Das Besondere an dem Spielplatz ist seine zentrale sowie exponierte Lage, direkt an einer Hauptzufahrt zur Innenstadt. Normalerweise sieht man diese Spielplätze ja nicht. Die sind in Parks oder in Wohnanlagen. Aber jetzt mal Flagge zeigen und mitten in der Stadt einen Stangenwald und eine Felslandschaft hinzustellen, das hat jeder gesehen, aber es hat nicht jedem gefallen.

Auf den ersten Blick sieht der Spielplatz super aus. Was gab es zu meckern?

Es waren hauptsächlich Stimmen besorgter Eltern, die meinten, der Spielplatz sei doch viel zu gefährlich, das ginge ja gar nicht, die Kinder könnten von hoch oben runterfallen und sich schwer verletzen. Dabei hatten wir selbstverständlich die Spielplatzsicherheit gewährleistet. Der Spielplatz war von einem externen Gutachter vor Eröffnung geprüft worden, daraufhin wurden ein paar Kleinigkeiten nachgebessert, hier und da Gefahrenquellen etwas entschärft und der Spielplatz erhielt die TÜV Freigabe. Doch danach setze sich dann plötzlich diese große Protestwelle in Gang. Die Eltern forderten eine komplette Umgestaltung, obwohl die Planung im Vorfeld mit den so genannten „Südstadtkids“ besprochen und abgestimmt worden war. Auch die Politiker wurden dann plötzlich unsicher.

Wie haben Sie auf die Verunsicherung reagiert?

Wir sahen uns plötzlich gezwungen, noch einmal genau zu argumentieren, warum von diesem Spielplatz keine erhöhte Gefahr für die Kinder ausgeht. Es gab ziemlich heftige Auseinandersetzungen mit Eltern, mit den Politikern, bis hin zur Einschaltung unseres Rechtsamtes. Ich hab dann erneut einen externen TÜV Experten eingeschaltet, weil dem Experten im eigenen Hause kein Glauben mehr geschenkt wurde. Dieser hat dann den Kritikern auch noch mal ausführlich erklärt, dass mit dem Spielplatz alles in Ordnung sei und wir keinerlei Handlungsbedarf sehen. Jetzt sind wir damit durch. Wir mussten nichts verändern. Die Kinder sind begeistert von dem Spielplatz und die Eltern haben diesen Platz mittlerweile auch akzeptiert.



 

Hilft Ihnen Ihre langjährige Erfahrung, um bei so viel Widerstand trotzdem hartnäckig zu bleiben?

Naja, das ist schon eine heftige Auseinandersetzung gewesen. Auch mit unseren politisch Verantwortlichen und da muss man viel Aufklärungsarbeit leisten. Natürlich wissen die alle, dass ich mit dem Thema weit über 20 Jahre unterwegs bin, viel Erfahrung habe und dann nehmen sie mir meine Erklärungen schon ab.

Was macht Sie so sicher, dass der Spielplatz nicht doch gefährlich ist?

Ich weiß, wie Kinder mit den dortigen Herausforderungen umgehen. Und ich weiß, wie ernst es uns mit der Spielplatzsicherheit ist. Und dass wir natürlich alle Sicherheitsvorschriften erfüllen. Kinder können auf diesem Spielplatz zwar sehr hoch klettern, wenn sie sich das zutrauen beherrschen sie aber auch die damit verbundenen Herausforderungen. Kinder haben so eine gute Selbstsicherung, wenn sie tatsächlich mal abrutschen, dann fangen die sich sofort wieder am nächsten Seil.

Und Kinder helfen sich gegenseitig, wenn’s schwierig wird. Da schubst nicht der eine den anderen runter, sondern sie unterstützen sich und das ist genau gewollt. Übrigens, die Sicherheitsnormen für Spielplätze besagen, dass nur Unfälle vermieden werden müssen, die bleibende Schäden (z.B. abgetrennte Gliedmaßen, Tod) hinterlassen. Kratzer, Beulen, blaue Flecken, Verstauchungen, bis hin zu Knochenbrüchen – das sind Verletzungen, die durchaus in Kauf genommen werden. Denn Kinder müssen Schritt für Schritt lernen, mit Risiken umzugehen, kleine Unfälle sind da einkalkuliert. Das müssen sich Eltern klar machen.

Dieses Beispiel zeigt: Kinder brauchen gelassene Eltern und erfahrene Spielplatz-Experten wie Hans-Peter Barz. Dann werden Spielplätze spannender! Die Stadt Heilbronn hat einige spannende Spielplätze in Heilbronn auf Spielplatztreff eingetragen.


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