Der Klassiker auf dem Spielplatz: Dein Kind spielt happy mit seinen Förmchen und seiner Schaufel. Da kommt ein anderes Kind daher und will unbedingt das Lieblingsförmchen deines Kindes haben. Soll dein Kind sein Sandspielzeug teilen, auch wenn es das gar nicht möchte? Diese Frage stellen sich viele Eltern. Familientherapeutin Nina Grimm hat die Antwort.
Die oben beschriebene und eher unangenehme Situation kennen sicherlich viele Eltern. Unangenehm deshalb, weil sofort der latente Anspruch der Mutter / des Vaters des fremden Kindes im Raum steht, dass dein Kind jetzt sein Förmchen teilen MUSS. Und auch du spürst einen gewissen Druck. DU musst dafür sorgen, dass sich dein Kind als sozialkompetent erweist und teilt. Aber MUSS dein Kind tatsächlich teilen? Die Antwort ist so einfach wie kurz: N E I N.
Hallo, ich bin Nina Grimm. Zweifache Mutter, Wissenschaftlerin, Psychologin, angehende Psychotherapeutin und Expertin für bewusste Elternschaft. Ich unterstütze Eltern dabei, ihre Lücke zwischen Theorie und Praxis zu schließen und Familie so zu leben, wie sie es wirklich möchten.
Wie fändest du das?
Kinder sind von Natur aus bestrebt, Teil der Gemeinschaft sein zu wollen. Sie sind von sich heraus maximal motiviert, unsere Regeln, Werte und Normen zu beobachten und zu imitieren. Jetzt stell dir mal vor: DU hörst gerade einen spannenden Podcast auf deinem Smartphone und jemand Fremdes will dein Handy haben, weil sie oder er darauf einen Podcast hören möchte. Ganz ehrlich: Wie fändest du das? Und wie fändest du, wenn jetzt dein Partner oder deine Partnerin käme und sagen würde: „Teilen muss sein…!“? Wärst du damit einverstanden oder eher angepisst? Letzteres? Ginge mir genauso! Daher finde ich es vollkommen okay, wenn mein Kind sein Förmchen NICHT abgeben möchte.
Trotzdem hat das Kind dazugelernt
Und auch wenn unser Kind sein Lieblingsförmchen nicht mit dem anderen Kind teilt, gibt es in so einer Situation eine Menge zu lernen. Unser Kind lernt:
- dass es gesehen und berücksichtigt wird.
- dass Gefühle okay sind.
- wie Konfliktklärung aussehen kann, ohne sich selbst zu übergehen.
An anderer Stelle fördern
Sozialkompetenz, wie Teilen, können wir an anderer Stelle fördern: Eine Studie zeigt, dass Eltern häufig die Tendenz haben, den natürlichen Altruismus des Kindes auszubremsen. Kleinkinder teilen nämlich eigentlich gerne. Babys geben gerne Dinge ab. Und viele von uns haben hier die unbewusste Tendenz zu sagen: „nein, DAS gehört jetzt aber noch dir.“
Die Autoren der Studie schlagen vor, dieses natürliche Anliegen der Kleinsten zu teilen, nicht zu unterbinden. Sondern uns darin zu üben, dankend anzunehmen. Denn DADURCH lernen Kinder, dass Teilen erwünscht ist.
Kinder lernen am Modell
Wie so oft gilt auch hier: Kinder lernen am Modell! Wenn wir wollen, dass unsere Kinder teilen: dann lasst uns selbst großzügig sein. UND – lasst uns selbst Dinge gerne und dankend annehmen. Denn Kinder lernen nicht, was wir predigen. Kinder werden so, wie wir sind. Wenn du also mal wieder in der Situation bist, ist meine Herzensempfehlung an dich den Druck durch die Erwartungen fremder Eltern auszublenden. Wende dich stattdessen freundlich dem fremden Kind zu und sage: „Oh, das Förmchen ist Paul gerade ganz wichtig. Er möchte damit spielen.“ Punkt und aus.
Nina Grimm: Hätte müsste sollte: Bedürfnisorientierung im Familienalltag wirklich leben*, Kösel-Verlag, 2021
Dieses Buch wendet sich an Eltern, die längst wissen, dass Selbstfürsorge wichtig ist und dass sie ihre Kinder auf Augenhöhe begleiten möchten. Die aber praktisch mit diesen Vorhaben immer wieder scheitern. Es beginnt dort, wo die meisten Ratgeber aufhören: Bei den Schwierigkeiten in der konkreten Umsetzung!
Vielen Dank, Nina Grimm, für diese interessanten Erkenntnisse. Erzählt mal: Welche Erfahrungen habt ihr bisher in solchen Situationen gemacht? Und wie handhabt ihr das mit dem Teilen von Sandspielzeug? Schreibt es in die Kommentare.
Wo es sich gut spielen lässt, erfährst du auf Spielplatztreff. Denn dort finden sich jede Menge Spielplatztipps aus ganz Deutschland.
Titel-Foto: Gerade Kleinkinder lieben das Spiel mit Sandspielzeug. © Nina Grimm
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