Kinder und Jugendliche entscheiden mit, wie der Spielplatz gestaltet sein soll, auf dem sie zukünftig spielen. Das wird mittlerweile häufig praktiziert, so auch in Wuppertal. Erstmals findet hier jedoch eine Spielplatz-Beteiligung zusätzlich auch im Internet statt.
Im Sommer 2012 mussten auf dem Spielplatz Unterkirchen aus Sicherheitsgründen die maroden Skater-Rampen abgebaut werden. Ein herber Verlust für die Kinder und Jugendlichen in Wuppertal Unterkirchen, denn mit der übrig gebliebenen Ausstattung von einer Rampe ist nicht mehr viel anzufangen.
Spielplatzfest und -planung vor Ort
Anfang Juni 2013 luden deshalb Vertreter der Stadt und die Cronenberger Woche Kinder- und Jugendliche unter 14 Jahre zu einem Spielplatzfest auf dem Spielplatz Unterkirchen ein, um den Planungsprozess mit den zukünftigen Nutzern vor Ort anzustoßen.
Anhand einer Umriss-Skizze wurden erste Überlegungen konkret diskutiert. Die dort anwesenden Kinder und Jugendlichen konnten ihre Ideen aufzeichnen und vor Ort abgeben.
Das Spielmobil der Stadt sorgte mit zahlreichen Aktionen für ein buntes Rahmenprogramm und die Kinder hatten jede Menge Spaß beim Bobby-Car-Rennen.
Zusätzlich Spielplatz-Beteiligung via Internet
Für Tom Zimmermann, vom städtischen Fachbereich Jugend und Freizeit in Wuppertal, war der Ortstermin ein guter und wichtiger Schritt. Doch er wollte eine Lösung finden, auch die Kinder und Jugendlichen an den Planungen zu beteiligen, die an besagtem Nachmittag nicht vor Ort waren.
So ist es seine Idee, die zukünftigen Nutzer erstmals auch via Internet zum Ideenaustausch zu bitten. In Kooperation mit der Cronenberger Woche, die dafür eine eigene Internetseite für die Onlinebeteiligung eingerichtet hat, können die Nutzer nun die Umriss-Pläne vom Spielplatz heruntergeladen und ihre Ideen noch bis 05. August 2013 über ein Formular hochladen. Der Schutz der persönlichen Daten ist garantiert und die besten Entwürfe werden prämiert.
Tom Zimmermann ist davon überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein: „ePartizipation ermöglicht es uns mit den nachfolgenden Generationen in Kontakt zu treten und deren Bedarfe in Erfahrung zu bringen. Wir hoffen, dass wir viele Kinder und Jugendliche über diesen Weg zusätzlich erreichen und bitten natürlich auch die Eltern ihre Kinder dabei zu begleiten. Im Idealfall führt das dazu, dass sich Kinder bzw. Jugendliche gemeinsam mit ihren Eltern / Erziehenden früher mit dieser Materie vertraut machen.“
Funktionieren Beteiligungsverfahren via Internet?
Die Idee ist gut. Denn ePartizipation erlaubt es, viel mehr Kinder und Jugendliche in die Planung mit einzubinden und so ein noch genaueres Meinungsbild herauszuarbeiten. Doch wie viele tatsächlich mitmachen und wie brauchbar, die Vorschläge sind, die nicht in Gesprächen mit anderen diskutiert wurden, bleibt abzuwarten.
Tom Zimmermann ist jedoch optimistisch: „Anders als bei den in der Vergangenheit praktizierten Beteiligungen mit Zahnstochern, Krepppapier und alten Zeitschriften auf Styroporplatte, sind diese Gestaltungsentwürfe qualitätsvoller. Deshalb freue ich mich auf Beteiligungen in dieser oder vergleichbarer Art und Weise für die Zukunft sehr. ePartizipation wird Fehlplanungen an den Bedarfen der Nutzer vorbei verhindern.“
Klagende Anwohner verzögern den Prozess
Besonders ärgerlich: Obwohl 10.000 Euro für die Neugestaltung von der Stadt bereit gestellt waren – zusätzliche Sponsorengelder sind geplant – verzögerte sich der gesamte Planungsprozess. Denn Anfang 2013 reichten Spielplatz-Anwohner gegen die Neuerrichtung des Spielplatzes Unterkirche und den dortigen Bolzplatz Klage ein, weil sie sich von dem Lärm belästigt fühlten.
Die Kläger argumentieren Skateranlagen und Bolzplätze sind Sportstätten, deren Nutzung aus Lärmschutzgründen zeitlich eingeschränkt werden muss. Um das zu verhindern, wird der Spielplatz im Zuge der Neuplanung nun zu einer „Spiel- und Bewegungsfläche“ umdeklariert. Selbst wenn sich die Kinder und Jugendlichen im Ergebnis des Beteiligungsverfahrens eine Skate-Anlage wünschen, wäre diese dann nicht mehr beklagbar – das ist zwar ein langwieriger Prozess, schafft aber die notwendige Rechtssicherheit.
Wir finden ePartizipation einen spannenden Ansatz, wünschen gutes Gelingen und hoffen, dass die neue Spiel- und Bewegungsfläche trotz Klage bald steht.
Titel-Foto: Tom Zimmer von der Stadt Wuppertal im Gespräch mit Spielplatz-Anwohnerinnen und Anwohnern © Cronenberger Woche
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