Spätestens mit Corona ist bei den Verantwortlichen in Städten und Kommunen die Einsicht gereift, dass es mehr Angebote für Bewegung und Sport im öffentlichen Raum braucht. Die Trendsportart Pumptrack steht dabei hoch im Kurs. Meine Heimatstadt Köln hat die Optionen für Pumptracks genauer untersucht und ein positives Fazit gezogen.

Pumptracks werden immer beliebter. Kein Wunder, als attraktives Freizeitgelände üben Pumptracks eine hohe Anziehungskraft aus und werden zu beliebten Treffpunkten. Gleichzeitig sind sie bewegungsaktivierend, motivierend und schulen die motorischen und koordinativen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen. Je nach Größe, Ausführung und Belag sind solche Anlagen obendrein sogar noch recht erschwinglich. Pumptracks werden daher in Städten und Kommunen zunehmend als wichtiges Puzzleteil gesehen, um Sport- und Bewegung zu fördern.

Doch was ist Pumptrack überhaupt?

Pumptrack ist ein speziell geschaffener Rundkurs aus Erde, Holz oder Asphalt – ausgestattet mit allerlei Wellen, Steilwandkurven oder Sprüngen. Die Strecke kann mit allem, was Räder hat, befahren werden: BMX-Räder, Mountainbikes, Skateboards, nichtmotorisierte Scooter, Laufräder, Inlineskates, sogar Rollstühle. Dabei wird allein durch Zieh- und Drückbewegungen („pumpen“) des Körpers Tempo gemacht. Ziel ist es, mit dem optimalen Timing die Strecke möglichst ohne Treten bzw. Anschieben zu meistern.

Klingt anstrengend? Ist es auch! Pumptrack fahren ist definitiv ein bewegungsintensiver Sport und für alle Erfahrungslevel und Altersklassen geeignet. Denn trainiert wird Kraft, Ausdauer und Geschicklichkeit ganz individuell und dabei gelangt jede und jeder an die eigenen körperlichen Fähigkeiten und Grenzen. Vierjährige umrunden die Strecke mit ihren Laufrädern anders als Zwölfjährige auf ihren BMX-Rädern oder junge Erwachsene auf Skateboards. Großen Spaß dabei haben alle! 

Die Weichen für mehr Sport und Bewegung in Köln sind gestellt

In Köln gab es bis zum letzten Jahr noch keine einzige Pumptrack-Anlage! Für eine Großstadt recht ungewöhnlich. Doch auf Nachfrage bei den Verantwortlichen im Sportamt erfuhr ich, es tut sich was in Köln. Die Weichen für eine zukunftsgerichtete Sportentwicklung in den nächsten 15 Jahren sind gestellt und es soll viel Geld investiert werden.

Durch die Corona-Pandemie wurden diese Prozesse noch stärker vorangetrieben, um den Menschen weiterhin die Möglichkeit zu Sport, Bewegung, Gesunderhaltung, aber auch Begegnung und Gemeinschaft zu ermöglichen. So standen allein für die beiden Jahre 2020/2021 über fünf Millionen Euro zur Projektentwicklung und -umsetzung im Rahmen der Sportentwicklungsplanung zur Verfügung. Von 2020 bis 2024 wird die Stadt Köln im Schnitt jährlich 17.000 Euro jährlich in die Sanierung und den Neubau von Sportstätten stecken.

„Pilotprojekt Pumptrack“ in Köln

Im Zuge dieser Sportentwicklungsplanung wurde in Köln u. a. das „Pilotprojekt Pumptrack“ ins Leben gerufen. Ziel war es, herauszufinden, wie gut ein permanenter Pumptrack in Köln ankommen würde und ob ein Pumptrack als dauerhafte Lösung denkbar wäre.

Dafür installierte das Sportamt Köln – zunächst temporär angelegt – eine mobile Pumptrack-Strecke im Sportpark Müngersdorf. Die Nutzung wurde in der dreimonatigen Pilotphase von Studierenden der Deutschen Sporthochschule Köln unter der Betreuung von Dr. Stefan Siebert vom Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung wissenschaftlich begleitet und auswertet. Moderne Messtechnik erfasste beispielsweise sämtliche gefahrene Runden aller Besucherinnen und Besucher. Außerdem wurden Beobachtungen sowie detaillierte Befragungen durchgeführt.


Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

  • Auf dem Pumptrack wurde in drei Monaten eine Gesamtstrecke von insgesamt 21.120 Kilometern zurückgelegt.
  • Die durchschnittliche Rundenzahl pro Tag lag bei 3483 Runden. Dies entspricht einer Streckenlänge von 227 Kilometern.
  • An keinem Tag im gesamten Untersuchungszeitraum blieb der Pumptrack unbesucht.
  • Im Durchschnitt waren rund 10 Besucher:innen gleichzeitig am Pumptrack.
  • 81 Prozent der Besucher/innen waren männlich, 19 Prozent weiblich.
  • Die Hauptnutzergruppe waren mit einem Anteil von 60 Prozent Kinder.
  • Zu 40 Prozent wurden Scooter genutzt, zu 33 Prozent Fahrräder und zu 27 Prozent Skate- bzw. Longboards.
  • Die Besucher/innen kamen zu 88 Prozent aus dem Stadtgebiet Kölns, 12 Prozent von außerhalb.
  • 27 Prozent der Besucher/innen verbrachten zwei bis zweieinhalb Stunden pro Besuch am Pumptrack.
  • Draußen aktiv zu sein und Erlebnisse zu haben sind die Hauptgründe für die Attraktivität des Pumptracks.
  • 88 Prozent der Besucher/innen finden es gut, dass der Pumptrack von allen Rollsportgeräten genutzt werden darf.

Quelle Ergebnisse: Siebert, S., Ehlen, N., Schmidt, L. (2020). Pilotprojekt Pumptrack in Köln. Ergebnisbericht. Köln: Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung, S.II, Kurz und knapp


Die Testphase war ein großer Erfolg! Kinder und Jugendliche hatten während dieser Zeit viele gute Gründe rauszugehen. Sie haben etwas erlebt, Freunde getroffen, waren draußen sportlich aktiv und teilten Spaß und Erfolgserlebnisse. „Weil es extreeem Spaß macht!“ ist nur eine der zahlreichen ähnlich lautenden Antworten auf die Frage: Warum ist der Pumptrack für dich attraktiv? Alles dokumentiert im umfangreichen Ergebnisbericht des Kölner Pumptrack Pilotprojekts

Pumptrack - Übersicht zur Beliebtheit
Quelle Grafik: Siebert, S., Ehlen, N., Schmidt, L. (2020). Pilotprojekt Pumptrack in Köln. Ergebnisbericht. Köln: Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Outdoor Sport und Umweltforschung, S.34, Kap.3, Nr.3.3.3, Abb.29

Wie geht es in Köln mit dem Thema Pumptrack weiter?

Aufgrund der positiven Resonanz hat die Stadt Köln den zunächst geliehenen mobilen Pumptrack im Sportpark Müngersdorf gekauft. Vielleicht nicht das Nonplusultra im Vergleich zu einer großen, asphaltieren Strecke? Aber immerhin ein Anfang. Denn damit steht die Anlage an diesem Standort nun allen Pumptrack-Fans dauerhaft zur Verfügung. 

Diesen mobilen Pumptrack in Köln-Müngersdorf hat die Stadt Köln nach der Testphase gekauft. Foto: Eduard Bopp / Sportfotografie

Außerdem ist, wie ich von den Verantwortlichen des Kölner Sportamts erfuhr, in diesem Jahr in eine zweite mobile Pumptrack-Anlage investiert worden. Diese zieht nun durch die Kölner Stadtbezirke und gewinnt zahlreiche Pumptrack-Fans in allen Altersklassen. Im Moment setzt die Stadt Köln eher auf „mobile Pumptrack-Anlagen“, um diese auch in Stadtbezirken einzusetzen, in denen es bisher wenige Sportangebote gibt oder in sozial benachteiligten Quartieren, wo solche Angebote besonders wichtig sind und gerade dort von Kindern und Jugendlichen meist intensiv und sehr gut angenommen werden.

Der Wunsch nach einer asphaltierten Pumptrack-Anlage

Der Pumptrack in Müngersdorf besteht aus Fiberglas und Holz und wurde von einer Firma aufgestellt, die sich auf den Bau solcher modularen, temporär einsetzbaren Strecken spezialisiert hat. Während der Testphase in Müngersdorf kam von vielen aktiven Nutzerinnen und Nutzern der Wunsch nach einer fest installierten, asphaltierten, größeren und anspruchsvolleren Pumptrack-Anlage auf, wie es sie anderswo schon gibt und u. a. auf Spielplatztreff zu finden sind.

Die Stadt ist nun bemüht, Orte zu finden, an denen „Bike Parks“ aus Beton oder Asphalt gebaut werden können, ohne dass die Natur geschädigt wird und an denen ein Verein für die Sicherheit der Sportausübenden sorgt. Auch Themen wie Lärmbelästigung, Verkehrsanbindung, Toiletten, Beleuchtung, etc. spielen dabei eine Rolle. Sobald geeignete Flächen definiert werden können, ist es möglich, dass die Idee von asphaltierten Pumptracks umgesetzt wird.

Kein Pumptrack Marke „Eigenbau“

Illegale Pumptrack- oder BMX-Strecken schädigen den Wald.

Was mir bisher nicht bewusst war: ein erhebliches Problem stellen die selbst erbauten „Dirt-Trails“ oder Mountainbike-Strecken dar. Zum einen schädigen diese Strecken den Wald. Denn durch die Verdichtung des Bodens können die Wurzeln der Bäume absterben, so dass Blätter und Baumkronen nicht mehr ausreichend versorgt werden. Im schlimmsten Fall muss der betroffene Baum gefällt werden.

Zum anderen passt auf solchen illegalen Parcours niemand auf, dass sie verkehrssicher sind und sich dort niemand schwer verletzt. Deshalb ist es auch nicht erlaubt, so einen Parcours einfach selbst zu bauen. Vor allem nicht in geschützten Gebieten, wie etwa rund um den Adenauer Weiher in Köln. Diese illegalen Parcours werden von der Stadt Köln wieder zurückgebaut. Ein nachvollziehbare Entscheidung.

Pumptracks auf Spielplatztreff

Wird der öffentliche Raum zunehmend für generationsübergreifende Spiel-, Sport- und Bewegungsangebote reserviert, ist das erfreulich und macht sich auch auf Spielplatztreff bemerkbar. Denn hier teilt ihr eure Tipps. Vor einiger Zeit haben wir daher schon die Kategorie „Fitness / Parkour“ hinzugefügt, um derartige Bewegungsangebote sichtbarer zu machen. In der neuen Kategorie „Skatepark / Pumptrack“ könnt ihr nun auch eure Pumptrack-Tipps hinterlegen. Wir freuen uns darauf!  

Titel-Foto: Pumptrack in Köln Müngersdorf / © Eduard Bopp / Sportfotografie