Auf dem Spielplatz rauchen? Kommt gar nicht in Frage! Ein Spielplatz ist ein Spielort für Kinder und da haben Zigaretten definitiv nichts zu suchen. Was in der Theorie wie eine Selbstverständlichkeit klingt, ist in der Praxis längst nicht so einfach und vor allem nicht einheitlich geregelt. Wie das Thema Rauchen auf deutschen Spielplätzen gehandhabt wird und wie andere Ländern damit umgehen, das erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Jeder, der mit seinen Kindern den Spielplatz besucht, kennt diese Situation: Das Kleinkind spielt vergnügt im Sand, backt Sandküchlein, darin eingearbeitet – Zigarettenstummel. Das ist nicht nur eklig, sondern auch gefährlich. Doch wieso können immer wieder Kippen im Spielplatzsand landen? Ist das Rauchen auf Spielplätzen nicht verboten?
Spielplatz-Rauchverbot ist Ländersache
Was eigentlich selbstverständlich erscheint, ist es in Deutschland leider nicht. Denn es gibt tatsächlich kein generelles Rauchverbot auf Spielplätzen. Ein Blick in den aktuellen deutschen Bußgeldkatalog offenbart folgende Info: „Öffentliche Spielplätze unterliegen meist Vorschriften bezüglich des Verhaltens – in der Regel erkennbar an Hinweisschildern und Piktogrammen. […] So ist es laut den meisten Richtlinien auf dem Spielplatz nicht erlaubt, Alkohol zu trinken, Drogen zu nehmen oder Zigaretten zu rauchen.“ Laut der „meisten Richtlinien“ ist das Rauchen auf Spielplätzen in Deutschland somit verboten. Aber eben nicht überall.
Denn der Gesundheitsschutz in Deutschland ist Ländersache. Und so legt jedes Bundesland unterschiedliche Regelungen und Richtlinien fest. Zum Teil können auch die Kommunen und Städte selbst entscheiden, ob das Rauchen auf öffentlichen Spielplätzen unterbunden oder geduldet werden soll. Fällt die Entscheidung auf das Verbot, müssen entsprechende Verbotsschilder auf den Spielplätzen installiert sein, die eindeutig darauf hinweisen.
So ist das Rauchverbot auf öffentlichen Spielplätzen in Brandenburg, Bremen, Saarland, Hamburg, Bayern und NRW bereits in einem verschärften Nichtrauchergesetz verankert. Auch in Teilen Schleswig-Holsteins, wie zum Beispiel in Flensburg und Kiel, ist das Rauchen auf öffentlichen Spielplätzen bereits verboten, während Mecklenburg-Vorpommern bereits 2018 keine Notwendigkeit für eine Verschärfung des Nichtrauchergesetzes sah, wie in einem Beitrag im Nordkurier zu lesen war. Die größeren Problem liegen in den Augen des CDU-Parlamentariers Sebastian Ehlers eher bei den Hunden und der Vermüllung der Spielplätze. Kein Wunder also, dass die Regellungen in Deutschland einem Flickenteppich gleichen.
Vieles spricht für das Rauchverbot auf dem Spielplatz
Warum denn überhaupt das Rauchen auf Kinderspielplätzen verbieten? Vielleicht liegen die Verantwortlichen in Mecklenburg-Vorpommern richtig? Schließlich handelt es sich bei einem Spielplatz doch um einen öffentlichen Raum an der frischen Luft. Draußen auf dem Spielplatz würde die Zigarette zwischendurch doch niemanden stören, oder? Der Rauch ist ja schnell verzogen – anders als in geschlossenen Räumen.
Das mag sein, dennoch sprechen vielfältige Gründe für ein generelles Rauchverbot auf Spielplätzen. Ein Spielplatz ist ein einzigartiger Spielort für Kinder, an dem sie sicher und geschützt spielen können. Ein Recht, das ihnen zusteht und dass ihnen niemand verwehren möchte. Zigaretten auf dem Spielplatz stellen für Kinder jedoch eine Gefahrenquelle dar. Denn leider landen die Kippen häufig nicht in der Mülltonne, sondern im Spielplatzsand. Nicht nur wird dadurch der Spielsand verunreinigt. Sondern gerade kleine Kinder sind Meister darin, Kleinteile aus dem Sand zu fischen und sich in den Mund zu stecken. Aber Achtung: Vergiftungen durch Zigarettenstummel können vor allem bei kleinen Kindern lebensgefährlich werden.
Größere Kinder vergiften sich zwar nicht mehr, finden es aber toll, Erwachsene zu imitieren und stecken sich die Zigarettenstummel in den Mund, um damit „Rauchen zu spielen“. Kinder lieben es, Erwachsene in jeglichen Situationen spielerisch nachzuahmen. Das ist evolutionstechnisch auch sinnvoll, denn Kinder lernen durch diese Imitation bestimmte Verhaltensweisen, auf die sie später instinktiv zurückgreifen können. Die Vorbildfunktion der Erwachsenen auf die Kinder ist hier nicht zu unterschätzen. Sehen Kinder Erwachsene in ihrer Gegenwart ständig rauchen, animiert sie auch das zum Nachahmen. Studien bestätigen, dass Kinder rauchender Eltern später eine größere Affinität dazu haben, selbst zur Zigarette zu greifen. Auch aus diesen Gründen sehen viele das Rauchverbot auf Spielplätzen als unerlässlich, um dem Nichtraucherschutz konsequent nachzukommen. Denn lt. Nichtraucherschutzgesetz ist vorschrieben, Kinder vor dem Passivrauchen mit all seinen schädlichen Folgen zu schützen.
Wie gehen andere europäische Länder mit dem Rauchverbot um?
In anderen Ländern wird deutlich konsequenter vorgegangen und die Zigarette vom Spielplatz rigoros verbannt. So gilt zum Beispiel in Frankreich ein komplettes Rauchverbot auf allen öffentlichen Spielplätzen. In Schweden ist das Rauchen auf Spielplätzen ebenfalls seit 2019 gesetzlich verboten. Finnland folgte 2022 seinem skandinavischen Nachbarn und erließ ein generelles Rauchverbot für alle Spielplätze und Strände. Dadurch werden die Kinder nicht nur vor schädlichen Einflüssen geschützt, sondern auch die immer weiter zunehmende Vermüllung gemindert. Denn die Aspekte Umwelt und Gesundheit gehen hier – wie so oft – Hand in Hand. Durch das konsequente Rauchverbot finden sich deutlich weniger Zigarettenkippen im Spielplatzsand und somit bestehen weniger Gesundheitsrisiken für die spielenden Kinder. Logisch!
Für uns steht fest: Ein bundesweites Rauchverbot auf Spielplätzen wäre definitiv eine gute Sache! Wie seht ihr das? Und könntet ihr als Raucher/in auf die Zigarette am Spielplatz verzichten oder tut das sogar schon? Lasst gerne einen Kommentar dar.
Titel-Foto: In Köln gilt Rauchverbot auf allen Spielplätzen. So wie auf dem Spielplatz „Fort X Neusser Wall West“. ©Schilling
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