Als Eltern wollen wir das Beste für unsere Kinder und wir möchten sie vor Gefahren schützen. Dabei merken wir manchmal nicht, wie wir selbst zur Gefahrenquelle werden. Auch auf dem Spielplatz!
Immer wieder sehe ich Kinder auf dem Spielplatz, die mit Fahrradhelm auf dem Kopf Kletternetze hochkraxeln. Habt ihr das auch schon beobachtet? Einige Eltern sind vielleicht unachtsam und vergessen schlicht und einfach, ihren Kindern den Helm abzusetzen. Nicht wenige denken aber immer noch, dass es sicherer für ihre Kinder ist, wenn sie beim Klettern den Fahrradhelm aufbehalten. Auf diese Weise wäre beim vermeintlichen Absturz wenigstens der Kopf gut geschützt. Das ist ein gefährlicher Trugschluss!
Warum ist das Klettern mit Fahrradhelm so gefährlich?
Gerade auf den beliebten Kletterseil-Anlagen kann ein Fahrradhelm auf dem Kopf eines Kindes beim Absturz lebensbedrohlich werden. Dazu muss man wissen: die Größe der Seilzwischenräume ist nach europäischen Sicherheitsnormen fest definiert. Und zwar ist die Größe der Zwischenräume so ausgelegt, dass das Kind mit Körper und Kopf durch das Kletternetz fallen würde, falls es den Halt verliert – direkt auf den Fallschutz (in Deutschland häufig Sand), der den Aufprall entsprechend abfedert.
Behält ein Kind beim Klettern jedoch den Fahrradhelm auf, vergrößert sich sein Kopf-Durchmesser und das ausgeklügelte Sicherheitssystem kann seine Wirkung nicht mehr entfalten. Im schlimmsten Fall bleibt das Kind mit seinem Fahrradhelm in den Seilzwischenräumen stecken und wird stranguliert.
ACHTUNG! Kinder sollten ebenfalls KEINE Schlüsselbänder, Jacken mit Kordeln, Seile als Pferdehalfter oder ähnliches beim Beklettern von Spielanlagen tragen! Auch dadurch besteht Strangulationsgefahr!
Mit Sicherheit geprüft
Wusstet ihr, um Kindern ein unbeschwertes Spielerlebnis zu ermöglichen, gelten in Deutschland sehr hohe Sicherheitsanforderungen. Spielplatz-Kontrolleure führen regelmäßig gesetzlich vorgegebene Spielplatz-Checks durch und überprüfen unter anderem auch, ob die Zwischenräume in den Seil-Kletteranlagen noch stimmen. Dafür verwenden sie so genannte Prüfkörper, die sie in die Zwischenräume stecken. Die Regel lautet: Überall dort, wo ein „Kinderkörper“-Prüfkörper durch eine Lücke passt, muss auch der „Kinderkopf“-Prüfkörper durchpassen. Damit das Kind im Falle des Falles komplett durchrutschen kann und nicht hängenbleibt.
Nicht alle Unfälle müssen vermieden werden
Übrigens: Das Ziel von Spielplatz-Sicherheit ist gar nicht, alle Unfälle zu verhindern, sondern nur die schweren Unfälle mit bleibenden Schäden (z.B. Abtrennung von Gliedmaßen) oder Todesfolge sollen vermieden werden.
Es ist eher gut, wenn Kinder auch mal hinfallen.
Annette Kuhlig
Die meisten Unfälle hinterlassen nur leichte Blessuren, wie Beulen, Schürfwunden, kleinere Verstauchungen, die rasch wieder verheilen. Es ist eher gut, wenn Kinder auch mal hinfallen, hat mir Annette Kuhlig von der Abteilung Prävention der Unfallkasse Berlin, im Interview erzählt. Gerade wenn sie klein sind, gehört das dazu. Denn so sammeln Kinder Erfahrungen, trainieren ihre motorischen Fähigkeiten und Schutzreflexe. Fallen will eben gelernt sein.
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