Bei Buch-Recherchen entdeckt der Autor Jochen Schmidt Ost-Spielplätze aus längst vergangenen Zeiten und dokumentiert sie. Ein spannender Blick in die Vergangenheit, der uns etwas über die damalige Sicht auf Kinder erzählt und ins heute blicken lässt. 

Der Autor Jochen Schmidt, 1970 in Ostberlin geboren, ist bei Recherchen zu seinem Buch Gebrauchsanweisung für Ostdeutschland viel im Osten unterwegs. Bis nach Kasachstan führt ihn seine Reise.

Die verschwundenen Spielplätze

Dabei fallen ihm vereinzelt Exemplare von Klettergerüsten auf, die ihn an seine eigene Kindheit erinnern. Offensichtlich sind diese unbemerkt fast völlig verschwunden. Er fängt an, sich für Spielplatzgestaltung zu interessieren und dokumentiert auf seinen Reisen diese speziellen, etwas in Vergessenheit geratenen Orte.

Metallgeräte Spielplatz
Stahlwippe und verwaiste Sandkiste mit Sonnenschutz. Foto: Jochen Schmidt

Es sind vor allem Spielgeräte aus Stahlrohrgerüsten zum Klettern, Wippen und Schaukeln, die Jochen Schmidt u. a. in Kasachstan begegnen. Zugegeben, auf den ersten Blick wirken diese fotografierten Arrangements etwas trostlos. Weit und breit keine spielende Kinder. Doch mit etwas Fantasie lassen sich diese Plätze wiederbeleben – gut besucht und voller fröhlich spielender Kinder.

Klettergerüste aus Stahl
Bunte Klettergerüste aus Stahl. Foto: Jochen Schmidt

Spielplätze verraten etwas über die Gesellschaft

Heute begegnen uns solche bunten Stahlrohrgerüste auch in Deutschland nur noch vereinzelt. Spielplätze haben sich stark gewandelt in den letzten 50 Jahren. Inzwischen dominieren Kletter- und Spielgeräte aus Holz, umgeben von Sandflächen. Nett anzuschauen, sehr sicher, doch häufig nicht spannender als die Spielplätze in Kasachstan. Attraktive, vielfältige Spielflächen, wie diese alla hopp! Anlage in Heidelberg, werden leider immer noch zu selten gebaut. 

An den Spielplätzen kann man viel über die Gesellschaft ablesen, weil sie einem davon erzählen, wie die Bedürfnisse der Kinder eingeschätzt werden.

Jochen Schmidt
Moderne Bewegungs- und Begegnungsanlage der alla hopp! Stiftung in Heidelberg Foto: alla hopp!

Woran liegt das? Jochen Schmidt ist überzeugt: „an den Spielplätzen kann man viel über die Gesellschaft ablesen, weil sie einem davon erzählen, wie die Bedürfnisse der Kinder eingeschätzt werden“. Da ist sicherlich etwas dran.

Was Kinder heute brauchen, um gesund aufzuwachsen – viel freies Spiel und Bewegung an der frischen Luft – ist den Verantwortlichen hinlänglich bekannt. Die größte Herausforderung besteht jedoch darin, die Bedürfnisse der Kinder nach großen, attraktiven innerstädtischen Spiel- und Bewegungsräumen gegenüber den Bedürfnissen der Erwachsenen nach Straßen, Parkplätzen, Wohnanlagen, Shopping-Centern geltend zu machen. Kinder haben ein Recht auf Spiel!

Spielskulpturen – ein Dauerhit

Mit Glassteinen besetzte Stein-Echsen als Spielskulpturen in Kasachstan. Foto: Jochen Schmidt

Jochen Schmidt entdeckte in Kasachstan übrigens auch diese zauberhaften Echsen-Spielskulpturen aus Stein. Wenn es nach mir ginge, sollten sich solche Geschöpfe in jedem Fall in die heutige Zeit retten und viel häufiger in Spielplätze und grüne Parks integriert werden. Sie sind interessant, robust und zeitlos und bereiten Kindern immer wieder riesige Kletterfreuden. Was meint ihr?

Vielen Dank, Jochen Schmidt, für Ihr Einverständnis, Ihre Bilder in meinem Blog zu veröffentlichen. Weitere Bilder und Informationen dazu gibt’s im Artikel Der letzte Hort der Utopie.


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