Werden Spielplätze in Oldenburg saniert oder neu gebaut, sind die Ideen der Kinder gefragt. Diese einzusammeln, darum kümmert sich Nicole Vossler vom Kinder- und Jugendbüro der Stadt. Während der Corona-Spielplatzschließungen hat sie erstmalig die Kinder online befragt. Ein gelungenes Experiment!
Frau Vossler, Sie haben kürzlich die erste Online Spielplatzbeteiligung in Oldenburg durchgeführt. Corona hat’s möglich gemacht?
Vossler: In gewisser Weise schon. Die Beteiligung für den Spielplatz Rosenbohmsweg fiel ausgerechnet in die Zeit der mehrwöchigen Spielplatzschließungen. Wir wollten das Sanierungsprojekt jedoch nicht verschieben und haben uns entschieden, die Online-Variante einfach mal auszuprobieren. Zumal ich mir bereits vorher Gedanken gemacht hatte, ob eine Online-Spielplatzbeteiligung vielleicht eine Option für uns sein könnte, mehr Kinder zu erreichen.
Wie viele Kinder kommen denn normalerweise zu Beteiligungstreffen auf den Spielplatz?
Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch vom Viertel ab, in dem der betreffende Spielplatz liegt. Wir versuchen natürlich so viele Kinder wie möglich mit unserem Anliegen zu erreichen. Dafür verteilen wir Flyer in die Briefkästen und hängen Plakate rund um den Spielplatz auf. Wenn es gut läuft kommen 15 Kinder, oft sind es jedoch weniger.
Nur wenige Kinderstimmen entscheiden also für alle Kinder aus dem Wohngebiet wie der Spielplatz aussehen wird?
Ja, wobei wir den älteren Kindern durchaus sagen: Denkt bitte auch an die Kleinen. Überlegt euch, was die brauchen. Viele haben Geschwister und wissen (auch von Spielplatzbesuchen) wie kleine Kinder spielen. Dennoch ist mir bewusst, dass wir bei unseren Spielplatzbeteiligungen längst nicht alle Kinder erreichen. Es gibt diejenigen, die nicht erscheinen, weil sie keine Zeit haben. Es gibt die Stillen, die zu einer Beteiligung kommen, aber sich nicht trauen etwas zu sagen. Und es gibt diejenigen, die hinterher merken, dass sie das, was sie eigentlich anbringen wollten, vergessen haben. Insofern waren wir ganz glücklich, durch Corona mal ein bisschen experimentieren zu dürfen.
Nicht ohne Erfolg. Denn die Resonanz auf die Online-Beteiligung war überraschend groß!
Das stimmt. Das hat uns sehr gefreut! Zumal es zuerst gar nicht danach aussah. 14 Tage vor Ostern hatte ich die Info-Zettel zur Online Spielplatzbeteiligung im Wohngebiet ausgehängt. Und zunächst kamen nur kleckerweise ein paar Rückmeldungen rein. Doch nach den Ostertagen erreichte uns plötzlich ein ganzer Schwung – insgesamt waren es etwa 30 Einsendungen. Ein toller Erfolg!
Aushang des Kinder- und Jugendbüros Oldenburg zur 1. Onlinebeteiligung:
Haben Sie online die gleichen Fragen gestellt wie sonst auch?
Im Prinzip schon. Denn die Informationen, die wir von den Kindern benötigen, bleiben gleich. Offline wie online finde ich es wichtig zu erfahren: Was gefällt dir hier auf dem Spielplatz und was ist nicht so toll? Was sollten wir verändern? Welche Spielgeräte wünscht du dir für den neuen Spielplatz? Und was findest du, abgesehen von den Spielgeräten, noch wichtig für diesen Spielplatz und für einen Spielplatz im Allgemeinen?
Einen Spielplatz-Plan zum Herunterladen gab es auch…
Die große Herausforderung bestand darin, dass wir uns nicht gemeinsam mit den Kindern vor Ort über den Spielplatz austauschen konnten. Um ihnen dennoch eine Vorstellung vom Spielplatz-Gelände zu vermitteln, hatte uns die Fachdienst Stadtgrün – bei uns für die Spielplatzplanungen zuständig – extra einen Spielplatz-Plan gestaltet. Darin eingezeichnet waren das gesamte Spielplatzgelände mit den bespielbaren sowie nicht bespielbaren Flächen. Die Kinder konnten ihre Ideen zur Neugestaltung direkt in den Plan zeichnen. Einige haben davon auch Gebrauch gemacht und schöne Ideen entwickelt.
Wer hat denn online mitgemacht?
Einzelpersonen, aber auch ganze Familien mit mehreren Kindern und miteinander befreundete Kinder. Wir wissen zwar nicht hundertprozentig, wer hinter diesen Einsendungen steckt und wir können das auch nicht nachprüfen. Aber wir möchten nicht das Misstrauen voranstellen, sondern wollen den Menschen gerne glauben, dass sie im Interesse ihrer Kinder geantwortet haben. Die meisten werden sicherlich sowieso zusammen mit ihren Kindern vor dem Rechner gesessen und die Fragen gemeinsam beantwortet haben. Auch eine ganze Menge Fotos haben wir erhalten.
Was für Fotos waren das?
Per E-Mail erreichten uns bestimmt 70 (!) Fotos von Spielgeräten oder ganzen Spielplätzen, die beispielhaft zeigen sollten, wie der neue Spielplatz gestaltet sein sollte. Darunter auch Bilder von Spielplätzen aus anderen Städten. Aus Oldenburg wurde öfter der Spielplatz Kampstraße an der Freizeitstätte Osternburg als gelungenes Beispiel genannt.
Einige der E-Mails enthielten berechtigte Kritik an der Sauberkeit des Spielplatzes. Verunreinigungen durch Hundekot-Tüten, Zigarettenstummel und Glasscherben wurden von vielen, nicht nur von Kindern, angesprochen. Neben Eltern meldeten sich diesbezüglich auch Rentnerinnen und Rentner zu Wort, die ihre Enkel auf den Spielplatz begleiten. Ein wichtiger Punkt, der von allen als störend empfunden wird.
Stört es Sie, dass viele Rückmeldungen von Erwachsenen eingingen, obwohl Sie die Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche sind?
Darüber haben wir hier im Kinder- und Jugendbüro tatsächlich auch diskutiert. Aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass das in Ordnung ist. Die Online-Beteiligung hat uns gezeigt: Menschen sind grundsätzlich an dem interessiert, was in ihrem Umfeld passiert. Und sie äußern sich gerne und sprechen wichtige Aspekte an, wenn es sie in irgendeiner Art und Weise persönlich betrifft. Ein Spielplatz-Besuch ist, gerade wenn die Kinder noch jünger sind, eine Familienangelegenheit. Also sollten die Bedürfnisse aller erfragt und berücksichtigt werden. Das erweitert ja auch unseren Blickwinkel.
Wie geschieht nun mit den Wünschen aus der Spielplatzbeteiligung?
Die Auswertung des Fragebogens kann auf der Internetseite des Kinder- und Jugendbüros der Stadt Oldenburg eingesehen werden, ebenso der Fortschritt der Sanierung. Die Teilnehmenden wurden darüber per E-Mail informiert.
Für die Konzeptentwicklung und Umsetzung des Spielplatzes ist nun der Fachdienst Stadtgrün zuständig, an die wir alle Wünsche weitergeleitet haben. Inwieweit die Ergebnisse unserer Befragungen umgesetzt werden, das liegt nicht mehr bei uns. Jedoch weiß ich, dass die Kolleginnen und Kollegen immer bestrebt sind, die Planung und Umsetzung der Spielplätze so nah wie möglich an den Kinderwünschen zu realisieren.
Wenn Kinderwünsche das Richtmaß für die Umsetzung sind, wie hoch ist dann die Gefahr, dass sich die Oldenburger Spielplätze gleichen, weil Kinder sich das wünschen, was ihnen auf dem Nachbarspielplatz gefällt?
Kinder wiederholen Bekanntes. Das stimmt schon. Aber ich bin der Meinung, wenn Kinder etwas kennen, womit sie gerne spielen, dann ist es gar nicht so anrüchig, wenn sie so etwas auch zum Spielen in ihrer Nähe haben wollen. Sie sind auf genügend Spielplätzen unterwegs und haben sehr konkrete Wünsche und Vorstellungen. Wir sehen die Kinder als Experten für ihre eigenen Wünsche.
Dennoch ist klar, dass die Aufgabe von Stadtgrün darin besteht, einen Spielplatz möglichst breit aufzustellen. Also Spielplätze so zu konzipieren und die Geräte so auszuwählen, dass sie von möglichst vielen verschiedenen Zielgruppen genutzt werden können. In jedem Viertel gibt es Spielplätze mit einem Highlight, was es so auf einem anderen Spielplatz in Oldenburg noch nicht gibt. Dadurch wird die Spielplatzlandschaft interessant und abwechslungsreich. Wie gut das gelingt, hängt natürlich auch immer vom vorhandenen Budget ab.
Haben Sie ein Highlight-Beispiel?
Der Spielplatz Am Apfelhof ist ein solches Beispiel. Er befindet sich allerdings noch in der Fertigstellung. Erstmals haben wir gemeinsam mit den Kindern einen Themenspielplatz zu den Themen Apfel und Insekten entwickelt. Der Spielplatz heißt deshalb Apfelhof, weil sich ans Gelände ein Bauernhof mit einem großen Apfelacker anschließt. Den Kindern war es wichtig, auf dem Spielplatzgelände etwas für die Umwelt und speziell für die Bienen zu tun. Ihnen ist durchaus bewusst, dass unsere Erde in Schwierigkeiten steckt und dass wir Menschen dafür verantwortlich sind. Das haben wir gerne aufgegriffen und weitere Apfelbäume, heimische Hecken und spezielle Blumen für Bienen gepflanzt. Als besonderes Spielgerät wird es eine Eisenbahn dort geben. Passend zur Bahntrasse, die in der Nähe des Spielplatzes verläuft. Damit wird sich der Apfelhof-Spielplatz gewiss von anderen Spielplätzen abheben und für Kinder zu einem ganz besonderen Spielort werden.
Am Schluss ein Fazit: In Zukunft nur noch Online-Beteiligungen?
Ganz klar: Die erste Online Spielplatz-Beteiligung in Oldenburg war ein Erfolg! Bei einer nächsten Spielplatz-Beteiligung ohne Corona würde ich allerdings trotzdem gerne eine Kombination aus beidem machen. Einerseits die Beteiligung vor Ort, damit die Kinder mit uns und auch untereinander ins Gespräch kommen. Und zusätzlich die Online-Beteiligung. So kommen noch mehr Kinder zu ihrem Recht auf Beteiligung und wir profitieren von den Rückmeldungen anderer interessierter Anwohnerinnen und Anwohner und erhalten ein umfangreicheres Meinungsbild zum Spielplatz. Ich bin gespannt.
Das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Oldenburg ist zentrale Anlaufstelle für Beteiligungsprojekte mit Kindern und Jugendlichen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Britta Unfried kümmert sich Nicole Vossler u. a. um die Spielflächenbeteiligungen in Oldenburg.
Mehr Spielplätze in Oldenburg findest du auf Spielplatztreff.de. Gerne ergänze weitere Spielplatz-Tipps 🙂
Wann wird der Spielplatz Frankfurter Weg in Kreyenbrück eröffnet oder wann wird er fertiggestellt sein. Mfg
Dieser Spielplatz wird von der GSG gebaut. Die sollten auch sagen können, wann er eröffnet wird. Viele Grüße, Nicole