Spielplätze sollten einen sicheren Raum bieten, in dem sich Kinder spielerisch ausprobieren und ihre Fähigkeiten prüfen und erweitern können. Schwere Unfälle gilt es dabei zu vermeiden. Der jährliche „Tag des sicheren Spielplatzes“ am 25. März setzt den Fokus auf die Spielplatzsicherheit. Darüber sprechen wir mit Klaus Afflerbach, Initiator dieses Aktionstages und Leiter des Forums Unfallprävention beim Deutschen Grünen Kreuz e. V..

Herr Afflerbach, was möchten Sie mit dem „Tag des sicheren Spielplatzes“ erreichen?

Klaus Afflerbach, Deutsches Grünes Kreuz

Afflerbach: Ziel dieses Tages ist es, die elterliche, aber auch die öffentliche Aufmerksamkeit auf die Bedeutung des Spielens einerseits und die notwendige Sicherheit auf Spielplätzen anderseits zu richten. Denn wenn Kindern „Freiräume“ für Spielaktivitäten zur Verfügung gestellt werden, sollten diese selbstverständlich einen sicheren Rahmen bieten. Außerdem möchten wir mit diesem Tag zu unterschiedlichen Aktivitäten, die auf Spielplätzen möglich sind, anregen, damit die meistens im Wohnumfeld angesiedelten Spielplatzanlagen für gemeinsame Interaktion, für Begegnungen und spielerische Erfahrungen attraktiv werden.

Finden im Rahmen dieses Jahrestages Aktionen oder Veranstaltungen statt?

Diejenigen, die diesen Tag nutzen, das waren in der Vergangenheit, Elterninitiativen, Elternvereine oder auch zuständige Ämter, melden ihre Aktivitäten bei uns nicht an. Aber aus den letzten Jahren wissen wir, dass es zur Eröffnung der Spielplatzsaison  neben Begegnungsfesten, Spielolympiaden und Detektivspielen („Wir suchen das Holzfraßmonster…“) auch „Begehungen mit dem Sicherheitsblick“ gegeben hat. Dabei haben Eltern gemeinsam mit Sicherheitsfachleuten die Spielgeräte und deren Sicherheitsbedingungen kritisch beäugt und wenn nötig, nach Lösungen oder Verbesserungen gesucht.

Wie wichtig sind Eltern, wenn es um Unfallprävention geht?

Spiel auf dem Kinderspielplatz ist, in meinen Augen, eine gute Chance für gemeinsames, also interaktives Spielen. Nicht nur von Kindern untereinander, sondern auch von Eltern mit ihren Kindern. Das heißt nun aber nicht, dass Väter und Mütter die Rutschen und Schaukeln für sich entdecken, sondern vielmehr gemeinsam mit ihren Kindern die Spielgeräte erkunden sollten. Also schauen, welche Anforderungen welches Spielgerät stellt und wo eventuelle Verletzungsgefahren bestehen. Eine derart „partnerschaftliche Sicherheitserziehung mit spielerischen Charakter“ hat eine große Bedeutung für die Prävention von Unfällen. Denn Kinder allein können eventuelle Risiken noch nicht umfassend einschätzen.

Könnten Unfälle vermieden werden, wenn Eltern gemeinsam mit ihren Kindern Gefahren und Risiken auf dem Spielplatz erkunden würden?

Ja, in jedem Fall. Denn das Spielverhalten von Kindern ist durchaus ein Unsicherheitsfaktor. So zum Beispiel außerordentlich aggressive Spielimpulse oder auch typische Überforderungssituationen, in denen Kinder ihre motorischen Fähigkeiten überschätzen oder noch nicht über ein ausreichendes Reaktionsvermögen verfügen: Kann ich vor dem Rutschenausstieg umherlaufen, wenn ein anderes Kind gerade rutscht?

Andererseits bestehen Unfallrisiken aber auch durch bautechnische bzw. anlagenbedingte Mängel. Also defekte Teile an Spielgeräten oder fehlender Fallschutz. Diese Sicherheitsmängel gilt es unbedingt abzustellen.

Wann ist denn ein Spielplatz ein sicherer Spielplatz?

Ganz konkret sollte vor allem auf folgende Punkte geachtet werden:

  • Spielgeräte aus Holz oder Metall müssen fest verankert sein. Steh- und Sitzflächen sollten an ihrer Oberfläche eben sein und keine Beschädigungen (z.B. ausgebrochene Löcher, Holzsplitter) aufweisen. Scharniere und bewegliche Teile der Spielgeräte sollten ausschließlich ihrer Funktion entsprechende Bewegungsrichtungen ermöglichen (nur Auf- und Abbewegungen einer Wippe).
  • Verschraubungen und Bolzen dürfen nicht vorstehen.
  • Um die Verletzungsgefahr der Kinder bei Stürzen zu verringern, sollten Betonsockel der Spielgeräte und andere im Boden befindliche harte Materialien nicht bis an die Oberfläche des Geländebodens reichen.
  • Der Spielplatzboden und -sand sollte frei von Glasscherben und spitzen Gegenständen (z.B. abgebrochenes Plastikspielzeug) sein. Unachtsam weggeworfenes Material wie Batterien und Zigarettenstummel sind für Kleinkinder gefährlich (Erstickung, Vergiftung).
  • Der hygienische Zustand des Spielsandes lässt sich mit dem bloßen Auge nicht beurteilen. Wenn jedoch Hunde- oder Katzenkot im Sand gefunden wird, ist eine Verseuchung mit Eiern des Spulwurmes recht wahrscheinlich. Um Infektionen zu vermeiden, empfiehlt sich der Austausch des Spielsandes. Eine Einzäunung kann die erneute Verunreinigung des Spielplatzes mit Tierkot vermeiden.
  • Kinderspielplätze sollten in ausreichender Entfernung zu Straßen angelegt sein. Wenn dies nicht möglich ist, müssen zumindest Schutzgitter oder Absperrungen an den Zugangswegen den direkten Kontakt zum Straßenverkehr verhindern. Ein rollender Ball oder auch beliebte Fangspiele verführen Kinder immer wieder dazu, das eigentliche Spielgelände zu verlassen. Deshalb sind Absperrungen und schützende Bepflanzungen dringend erforderlich.

Sicherheitsmängel und Verunreinigungen sollten gerade auf Kinderspielplätzen nicht hingenommen werden. Besorgte Eltern können sich z.B. an die zuständige Kommunalverwaltung oder die Gesundheitsämter wenden.


Die Elterninitiative „Sichere Spielplätze“ und das Forum Unfallprävention im Deutschen Grünen Kreuz haben einen Spielplatz-Check (Download) entwickelt, mit dem sich die Sicherheit der Spiel- und Klettergeräte überprüfen lässt.


 

Gibt es Spielgeräte, die ein besonders hohes Unfallrisiko haben?

Zu den Spielgeräten mit relativ hohem Verletzungsrisiko gehören Klettergeräte und Rutschen, da diese Geräte entsprechende Fallhöhen aufweisen. Ich möchte aber auch auf ein zusätzliches Risiko verweisen: Fahrradhelme. Diese suggerieren zwar einen erhöhten Schutz vor Kopfverletzungen bei Stürzen und Zusammenprall. Auf dem Spielplatz, beim Klettern zum Beispiel, führen sie zu einem erhöhten Unfallrisiko. Deshalb unser Motto: „Helm ab – auf dem Spielplatz!“

Ist es nicht blauäugig zu glauben, dass es auf Spielplätzen keine Unfälle mehr gäbe, würden wir uns ausreichend um die Sicherheit kümmern?

Ja, das ist es und deshalb ist ein unfallfreier Spielplatz auch nicht das Ziel unserer Bemühungen. Spielplätze können, nach meiner Einschätzung, nicht zum „Hochsicherheitstrakt“ gemacht werden. Dort, wo Kinder sich bewegen, versunken agieren oder auch toben wird es immer wieder zu Verletzungen kommen können. Ziel sollte es aber sein, gravierende Verletzungsrisiken zu entschärfen und zu vermeiden.

Den „Tag des sicheren Spielplatzes“ gibt es nun schon seit 10 Jahren. Was muss sich verändern, damit dieser überflüssig wird?

Solange Kinder einen Bewegungsdrang verspüren, mit Dingen experimentieren, in Interaktion treten und ihre Fähigkeiten ausprobieren möchten, wird es weiterhin entsprechende Spielangebote geben (müssen) – auch wenn sich Spielgeräte weiterentwickeln, und Spielverhalten sich verändert. Ich glaube, der „Tag des sicheren Spielplatzes“ wäre erst dann überflüssig, wenn es keine Kinder mehr gäbe. Diese Gefahr sehe ich aber nicht, denn Kinder sind nicht nur faszinierend, sondern auch unsere Zukunft.

Dieser Tag findet übrigens auch seine Bestätigung dadurch, dass sowohl die Träger von Spielplatzanlagen ihrer Verantwortung nachkommen, als auch engagierte Bürgerinnen und Bürger „das Spielwohl“ von Kindern im Fokus haben. Zum Beispiel wenn sie sich als „Spielplatz-Pate“ für die Belange eines „sicheren Spielplatzes“ engagieren.

Wir danken für dieses interessante Gespräch.


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