In der Gemeinde Bischofsheim haben Eltern den Förderverein Spielplätze Bischofsheim e.V. gegründet – bereits in diesem Sommer wird der erste sanierte Spielplatz fertig gestellt. Ihr wollt euch auch für Spielplätze engagieren? Detlev Noll, 1. Vorsitzende des Vereins, hat wertvolle Tipps für euch zusammenstellt, damit auch ihr erfolgreich durchstarten könnt.
1. Gemeinnützigkeit klären:
Wir haben im ersten Jahr viel Zeit und auch potentielle Unterstützer verloren.
Es ist wichtig, sich nicht nur auf die Sache zu stürzen, sondern sich gerade auch zu Beginn über die formellen Rahmenbedingungen Gedanken zu machen. Die Gemeinnützigkeit ist dabei ein ganz zentraler Punkt. Nur ein vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannter Verein kann Zuwendungsbescheinigungen ausstellen. Diese brauchen die Firmen, um Spenden steuerlich absetzen zu können.
Detlev Noll ist 46 Jahre alt, verheiratet, Vater zweier Söhne (5 und 8 Jahre) und Leiter der technischen Gebäudeinstandhaltung bei der Adam Opel AG. Etwa 150 Stunden pro Jahr engagiert sich Noll als 1. Vorsitzender im Förderverein Spielplätze Bischofsheim e.V. für die Spielplätze in seiner Gemeinde. Über sich selbst sagt er: „Sie brauchen immer einen Esel, der vorneweg läuft. Das ist viel Arbeit, macht aber auch Spaß, vor allem, wenn man sieht, dass es funktioniert.“
2. Haftpflicht und Unfallversicherung abschließen:
Wenn dabei ein Unfall passiert, werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh.
Auch über eine Haftpflicht und Unfallversicherung muss nachgedacht werden. Denn ein Großteil unseres Eltern-Engagements bezieht sich auf Demontage-Arbeiten, wie Fundamente rausreißen, Spielgeräte ausgraben, alte Palisaden abbauen, Äste wegräumen, Sand schippen. Oft kommen dabei auch schwere Maschinen, wie Bagger oder Sägen, zum Einsatz. Wenn dabei ein Unfall passiert und Sie sind nicht versichert, werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh.
Wir haben zum Beispiel die Möglichkeit erhalten, uns über die hessische Unfallkasse kostenlos mitzuversichern, weil wir am Gemeindegut tätig sind, sozusagen an der verlängerten Werkbank des Bauhofs. Dies bedingt jedoch die Zustimmung bzw. Beauftragung durch die jeweilige Kommune.
3. Vertrauen aufbauen:
Es ist sehr entscheidend, wie Sie auftreten.
Das wichtigste: Sie brauchen das Vertrauen der Gemeinde. Ohne die machen Sie keinen Stich! Deshalb haben wir uns damals gleich zu Beginn mit der Bürgermeisterin, dem Bauamt, Bauhof und der Familiensozialstelle gemeinsam an den Tisch gesetzt und unsere Ideen vorgestellt.
Natürlich haben uns anfangs einige beäugt, so nach dem Motto: „Da kommen ein paar, die uns sagen wollen, wie wir unseren Job machen müssen.“ Damit muss man rechnen. Deshalb ist es auch sehr entscheidend, wie Sie auftreten. Wenn wir kommen und sagen: „Passt mal auf, Gemeinde, eure Spielplätze sind scheiße, macht mal was!“ Dann sagen die: „Gucken Sie bei mir in die Kasse. Wir haben kein Geld, auf Wiedersehen!“
Wir sind da anders rangegangen. Wir haben uns gründlich vorbereitet, mit Zahlen, Daten und Fakten aufgewartet und neben unseren Ideen auch die Ergebnisse einer Erhebung aus der Gründerzeit unseres Vereins präsentiert. Damals wurden alle 24 Spielplätze in Bischofsheim bewertet – viele Spielplätze konnten nicht überzeugen. Mit diesem Ergebnis sind wir zur Bürgermeisterin und haben gesagt: So ist die Lage und wir wollen was dagegen tun. Und zwar mit Ihnen! So saßen wir gemeinsam in einem Boot.
Hier zählt also: Sachlich an die Themen rangehen, die Lage skizzieren, ohne Vorwürfe, und dann schauen, was gemeinsam getan werden kann, um etwas zu verbessern. Wichtig, um das erlangte Vertrauen nicht wieder zu verspielen, ist, zuverlässig zu sein und sich an Absprachen zu halten. Wenn wir am Samstag einen Arbeitseinsatz auf dem Spielplatz hatten, geht abends noch der Bau-Bericht über die geleisteten Stunden raus.
4. Solide und gründlich planen:
Alle waren begeistert über die Qualität der Präsentation.
Bevor man loslegt, muss man wissen, was man will und sich einen Überblick über die Finanzen verschaffen. Als feststand, der Klinker Spielplatz wird unser erstes Projekt, haben wir uns gründlich überlegt, was wir wollen. Wir haben Ideen gesammelt, im Internet recherchiert, für zwei Stunden einen Spielplatzplaner vom Verein bezahlt, uns mit dem hingesetzt und daraus ein Spielplatz-Konzept ausgearbeitet.
Den Entwurf haben wir der Gemeinde vorgestellt und jeden Punkt besprochen. So konnte die Gemeinde unsere Ideen auf Machbarkeit (Sicherheitsvorschriften nach DIN Norm) prüfen und eigene Ideen mit reinbringen. Eine geplante Ecke für Jugendliche fiel z. B. raus, weil wir erfuhren, dass sich Anwohner sowieso schon seit geraumer Zeit über zu starken Lärm beschwerten.
Danach haben wir in Zusammenarbeit mit der Gemeinde einen Finanzplan erstellt und genau ausgerechnet, wo wir durch unseren Einsatz Geld sparen können. Bei der Planung, bei Demontage-Arbeiten, einfachen Bagger-Arbeiten usw. Der Gesamtaufwand wurde durch unseren gegengerechneten Einsatz kleiner. Und so wurde die Spielplatz-Sanierung dann möglich.
Auf dieser Basis haben wir uns und unser Vorhaben den Parteien, Ämtern und Gremien vorgestellt. Alle waren begeistert über die Qualität der Präsentation. Das hat uns auch einen Vertrauensvorschub gegeben. Und die Bürgermeisterin hat das Ganze sehr unterstützt, indem sie dem ein oder anderen Gremium gesagt hat: „Das machen wir jetzt!“ Mit diesem Rückenwind wurden dann auch Gelder freigeplant.
Als wir über die Fanta-Initiative die Röhrenrutsche (4.500 Euro) und über weitere Spenden den Zaun (2.500 Euro) finanzieren konnten, war haben wir einfach angefangen. Wir haben nicht gewartet bis das Geld zusammen war, sondern Stück für Stück weitergemacht. Sie müssen arbeiten wie das Geld da ist.
Positive Beispiele für ein Engagement sind in der heutigen Zeit immer toll!
Respekt – ein wirklich großartiges Engagement! Mich würde interessieren: (Wie) Beteiligen Sie die Kinder und Jugendlichen an der Planung? Gibt es bei Ihnen ein Kinder- und/oder Jugendparlament, das mitspricht? Und wie lange dauerte bei Ihnen der Prozess vom Entwurf bis zur Umsetzung? Danke und Gruß!