Kinder benötigen regelmäßig Bewegung in der Natur, um gesund aufzuwachsen. Im hektischen Alltag kommt dies jedoch oft zu kurz. Möchtet ihr dennoch versuchen, mehr Zeit im Freien zu verbringen? Mit diesen 10 Tipps gelingt es bestimmt!
1) Je früher, desto besser!
Kinder erobern ihre Umwelt konzentrisch. Das heißt, immer ein Stückchen mehr. Zuerst ist es das Bettchen, dann das Zimmer, dann die Wohnung und später die Wohnumgebung. Dabei gehen Kinder mit großer Neugierde und Unvoreingenommenheit an die Sache heran. Auch der Natur begegnen sie mit einem großen Herzen. Kleine Kinder folgen einem begeistert nach draußen oder wünschen sich selbst rauszugehen. Erst bei älteren Kindern, die selten Kontakt zur Natur haben, lässt das Interesse nach, weil sie durch die fehlenden Erfahrungen weniger mit der Natur anfangen können. Deshalb fangt früh an, rauszugehen und gebt eurem Kind regelmäßig die Chance, die Natur kennenzulernen. Und falls ihr es bisher versäumt habt: Mit etwas Zeit und Geduld können auch 10-jährige Kinder und natürlich auch Erwachsene die Liebe zur Natur wiederentdecken. Es ist nie zu spät!
2) Fangt mit wenig an!
Es ist wissenschaftlich bewiesen: Im Wald erzielt man die größten Erholungseffekte. Aber im Park stehen in der Regel auch große Bäume. Außerdem gibt es Büsche, Hügel, vielleicht sogar einen interessanten Spielplatz. Auch der Garten der Großeltern, wenn vorhanden, eignet sich wunderbar, um euren Kindern zu ermöglichen draußen zu spielen. Es ist also kein entweder oder, sondern vielmehr zählt: überall draußen ist besser als drinnen. Wichtig ist, dass ihr überhaupt anfangt, regelmäßig rauszugehen bzw., wenn eure Kinder schon etwas älter sind, zum Spielen nach draußen zu schicken.
Die 10 Tipps stammen übrigens von Prof. em. Dr. Norbert Jung. Er ist Biologe und Ökopsychologe und lehrt auch im Ruhestand noch zum Thema Naturerfahrung und Umweltengagement an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde.
3) Nehmt euch Zeit!
Ihr solltet draußen möglichst viele Zeit einplanen und euren Kindern ausreichend Zeit lassen, um sich mit der Natur anzufreunden. Gerade wenn Kinder die Natur nicht gewohnt sind, kann es anfangs vielleicht etwas langweilig sein. Gleiches gilt übrigens auch für Erwachsene. Aber wenn ihr länger draußen seid, werdet ihr merken: es wird definitiv immer interessanter. In der Natur begegnen einem sehr viele verschiedene Sinneseindrücke, die unser Gehirn alle verarbeiten muss. Nehmt euch mindestens so viel Zeit, dass ihr den Kopf frei kriegt und nicht in Gedanken bei den Dingen seid, die ihr im Anschluss machen wollt.
4) Sprecht positiv über die Natur!
Natur ist beseelt und Kinder haben durch ihre positive Naivität die enorme Fähigkeit, dass sie das spüren. Sie erkennen, die Naturwesen sind ihnen ähnlich (insbesondere die Tiere) und sie fühlen sich von Beginn an verbunden. Als Eltern solltet ihr versuchen, eure eigene anerzogene Naturentfremdung zu überwinden und euch von der angeborenen Neugierde eurer Kinder anstecken lassen. Wenn eure Kinder intuitiv mit Käfern und Schnecken reden. Lasst sie das tun und spart euch Sätze wie: „Du bist doch kein kleines Kind mehr!“. Denn die Beziehung, die Kinder zur Natur aufbauen, die Haltung, die sie entwickeln, ist Gold wert. Überzeugungen, die eure Kinder aus eigener Erfahrung sammeln und emotionale Bindungen, die sie entwickeln, sind auch später im Erwachsenenalter nicht zu beseitigen. Sie sammeln von Beginn an, genügend innere Motivation, die Natur zu schützen und zu achten, weil sie ihnen etwas wert ist.
5) Lasst eure Kinder draußen mal machen!
Als Eltern kontrollieren und erziehen wir unsere Kinder ständig: „Vorsicht, klettere da nicht hoch! Nicht, das ist zu gefährlich! Igitt, fass das nicht an! Mach dich nicht schmutzig!“ Na, kommen euch diese Sätze bekannt vor? Solche Sätze sind leider wenig hilfreich. Denn dadurch werden eure Kinder im Umgang mit der Natur unsicher, ängstlich und trauen sich immer weniger zu. Oder sie fangen an, sich vor der Natur zu ekeln und haben Sorge, sich dreckig zu machen. Daher solltet ihr mit all diesen Reglementierungen bewusst zurückhaltend umgehen und eure Kinder einfach mal machen lassen.
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6) Macht selbst mit!
Wenn ihr euch darauf einlassen könnt, Natur gemeinsam mit euren Kindern zu entdecken, werden ihr schnell merken, wie faszinierend Natur ist und wie viel Spaß es bereitet, Naturerlebnisse zu teilen. Wie wäre es, wenn ihr den Waldspaziergang zu einem Familien-Event macht? Nehmt etwas zu Essen mit und plant ein Picknick im Wald ein. Dann haben eure Kinder gleich doppelt Spaß rauszugehen. Ein Ausflug zu einem Waldspielplatz ist ebenfalls zu empfehlen. Derartige gemeinsame Draußen-Abenteuer stärken übrigens nicht nur die Abwehrkräfte, sondern auch den Familienzusammenhalt.
7) Tut euch mit anderen Eltern zusammen!
Ideal ist es, wenn Kinder gemeinsam mit ihren Freunden spielen. Zusammen sind sie im Spiel ganz besonders erfinderisch und kreativ. Deshalb tut euch mit anderen Familien zusammen, die auch Interesse daran haben, dass ihre Kinder mehr draußen spielen. Schmiedet konkrete Pläne, wie man zeitgleiche Lücken im Alltag einrichtet und lasst eure Kinder zusammen von der Leine. Wenn ihr Waldnachmittage plant, könnt ihr euch gut mit dem Fahren abwechseln.
8) Organisiert mediale Auszeiten!
Oft kommen Kinder müde und erschöpft aus der Schule. Dann ist die Versuchung groß, sich mit Smartphone und Tablet vor der Nase zu „erholen“. Wir Erwachsene verhalten uns ja ganz ähnlich nach Feierabend. Verständlich und trotzdem solltet ihr nicht vergessen, als Eltern seid ihr in der Verantwortung und es ist eure Aufgabe, die tägliche Bildschirmzeit zu begrenzen und dafür zu sorgen, dass die Geräte zwischendurch auch mal ausgeschaltet bleiben. Das ist nicht immer einfach und kostet auch Nerven. Aber das ist wichtig, denn nur so können Freiräume entstehen. Übrigens ist das eine gute Gelegenheit, seine eigenen Nutzungsgewohnheiten zu hinterfragen. Kinder orientieren sich stark am Verhalten ihrer Eltern. Das sollte euch stets bewusst sein.
9) Spart an Frühförderung!
Viele Eltern glauben, dass ihre Kinder unbedingt frühzeitig in allem möglichen gefördert werden sollte. Nur dann sind sie gut vorbereitet für ihr späteres Leben. Das geht manchmal so weit, dass das Nachmittagsprogramm von Kindern so vollgestopft wird, dass kaum noch unverplante Zeit übrigbleibt. Ein hoher Erwartungsdruck und viel Stress für alle Beteiligten können die Folge sein, psychische Krankheiten inklusive. Doch hier sagt die Wissenschaft: Wenn ihr wirklich etwas für die Persönlichkeitsentwicklung und für die Zukunft eurer Kinder tun wollt, dann solltet ihr sie nachmittags rausschicken oder in den Wald fahren. Gehen Kinder regelmäßig raus zum Spielen in die Natur (am besten mit anderen Kindern), können sich Eltern alle Beschäftigungsmaßnahmen für ihre Kinder sparen. Denn die Natur ist am besten für die Persönlichkeitsbildung.
10) Überprüft eure Möglichkeiten!
Die Umsetzbarkeit von Outdoor-Aktivitäten hängt von eurer individuellen Lebenssituation und eurem Wohnort ab. Um passende Optionen zu finden, stellt euch bitte folgende Fragen:
- Welche Möglichkeiten bietet meine Wohnumgebung?
- Gibt es einen grünen Park oder einen interessanten Spielplatz in der Nähe?
- Können meine Kinder Spielorte im Grünen selbstständig erreichen?
- Gibt es eine Möglichkeit, ohne lange Fahrerei in den Wald zu kommen?
- Wie lässt sich das organisieren?
- Welche Eltern in der Nachbarschaft haben ebenfalls Interesse mehr rauszugehen?
- Ganz wichtig ist auch der Faktor Zeit: Gibt es bereits Freiräume im Alltag?
Falls nicht, lässt sich daran etwas ändern?
Zugegeben, im hektischen Alltag ist es nicht einfach, Zeit und Raum für das freie Spielen in der Natur zu finden. Doch wo ein Wille ist, gibt es bekanntlich auch einen Weg. Letztendlich hängt alles, wofür wir uns entscheiden, von unseren Prioritäten ab. Also raus in die Natur, rein in den Wald – bei jeder Gelegenheit. Fangt einfach an! Wie oft schafft ihr es, mit euren Kindern nach draußen zu gehen oder sie zum Spielen vor die Tür zu schicken? Wie organisiert ihr das? Habt ihr weitere Tipps?
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