Kennt ihr diese Klettergeräte, bei denen die unterste Stufe so hoch angebracht ist, dass sie euer Kind nicht alleine überwinden kann? Was im ersten Moment ärgerlich ist und wie eine Fehlplanung aussieht, ist in Wirklichkeit eine durchdachte Sicherheitsmaßnahme. Warum? Das erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Spielgeräte für jedes Alter: Sicherheit und Herausforderung vereint
Spielplätze sind für alle da – deshalb gibt es eine Vielzahl von Spielgeräten und Gestaltungen, die auf die unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsstufen der Kinder abgestimmt sind. So ist eine Rutsche für ältere Kinder oft höher, länger und steiler, während Rutschen für jüngere Kinder niedriger, kürzer und flacher gestaltet sind. Auch bei Balancier-Elementen gibt es Variationen: Einige befinden sich in luftiger Höhe, andere knapp über dem Boden. Klettergeräte für erfahrene, ältere Kinder mit ausgeprägter Risikokompetenz setzen oft auf Elemente wie Hängebrücken und dünne Halteseile in großer Höhe. Für jüngere Kinder, die erst lernen, Risiken einzuschätzen, sind Klettergerüste hingegen mit massiven Seitenwänden ausgestattet, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Einstiegsfilter: Spielgeräte passend zu den Fähigkeiten der Kinder
Spielplatzplanung hat das Ziel, Spielgeräte so zu gestalten, dass sie nur von den Kindern genutzt werden können, für die sie gedacht sind. Denn Kinder sollen den Spielplatz möglichst selbstständig erkunden und dabei ihre eigenen Erfahrungen machen. Um jüngere Kinder vor Überforderung zu schützen, kommen sogenannte Einstiegsfilter zum Einsatz. Diese bewusst eingebauten Hürden sorgen dafür, dass nur Kinder mit den erforderlichen motorischen Fähigkeiten anspruchsvollere Geräte nutzen können. Ein klassisches Beispiel dafür ist die vermeintlich zu hoch angebrachte unterste Sprosse, die absichtlich mehr als 40 cm über dem Boden liegt. Auch erhöhte Podeste oder steile Kletterschrägen dienen als solche Filter und fördern so ein altersgerechtes Spielen.
Einstiegsfilter: Herausforderung mit Sicherheitskonzept
Achtung: Sind jüngere Kinder besonders geübt und geschickte Kletterer, können sie es durchaus schaffen, die Einstiegsfilter zu überwinden. Allerdings brauchen sie dafür meist mehr Zeit – Zeit, die uns Eltern ermöglicht, eine potenzielle Gefahr rechtzeitig zu erkennen und unterstützend einzugreifen. Ein positiver Nebeneffekt: Die Anstrengung und Konzentration, die ein Kind aufbringt, um beispielsweise eine erhöhte Sprosse zu erklimmen, führt oft dazu, dass es vorsichtiger agiert und sich dadurch ein Stück weit selbst absichert.
Sicheres Spielen für die Kleinsten: Gefahren verstehen lernen
Bei Kindern unter drei Jahren ist die Fähigkeit, sich selbst zu sichern, meist noch nicht entwickelt. Jüngere Kinder können Gefahren oft nicht richtig einschätzen. Ein Beispiel: Während ein sechsjähriges Kind versteht, dass es sich auf einer hohen Plattform von den Rändern fernhalten muss, erkennt ein zweijähriges Kind die Absturzgefahr meist nicht und trifft keine Vorsichtsmaßnahmen. Deshalb benötigen Kleinkinder Spielumgebungen, in denen sie eigenständig Erfahrungen machen können, ohne ernsthafte Gefahren ausgesetzt zu sein. Diese Fähigkeit, Risiken zu erkennen, zu verstehen und sich selbst zu schützen, entwickelt sich erst mit der Zeit.
Nicht alle Spielplätze bieten alles
Mit Hilfe passender Spielgeräte können Kinder selbstständig und in ihrem Tempo lernen, Herausforderungen meistern, ihre Grenzen austesten, Risikokompetenz entwickeln und ihr Selbstvertrauen stärken. Der richtige Ausstattungsmix sorgt dafür, dass ein Spielplatz sogar über Jahre hinweg spannend bleibt, weil die diversen Schwierigkeitsgrade genügend Herausforderungen und Lernmöglichkeiten für Kinder bieten.
Sehr häufig fehlt es jedoch leider an vielfältigen Spielmöglichkeiten. Ältere Kinder sind dann sehr schnell unterfordert und gelangweilt. Jüngere Kinder sind überfordert bzw. frustriert, weil nix geht.
Was tun, wenn der Spielplatz kein passendes Spielgerät findet?
Der Frust ist groß und der Ärger verständlich, wenn es auf einem Spielplatz kein Gerät gibt, das euer Kind schon alleine bewältigen kann. Dann ist die Versuchung groß, euer Kind einfach auf das Spielgerät zu heben, damit es wenigstens ein bisschen Spaß hat. Doch das solltet ihr unbedingt lassen! Denn dadurch hebelt ihr die eingebauten Sicherheitsvorkehrungen aus und bringt euer Kind in eine gefährliche, überfordernde Situation.
Unser Tipp: Erklärt eurem Kind, dass dieses Klettergerät für größere Kinder gedacht ist und es deshalb noch etwas wachsen muss, bis es selbst dort hochklettern kann. Die Zeit wird kommen! Und schnappt euch die Spielplatztreff App oder sucht euch einen Spielplatz auf Spielplatztreff.de, der besser zum Alter und zu den Bedürfnissen eures Kindes passt.
Spielplatznormen erhöhen die Spielplatzsicherheit
Alle Spielgeräte unterliegen in Europa strengen Sicherheitsvorschriften. Eine der zentralen Normen ist die DIN EN 1176, die die Anforderungen an Spielgeräte definiert. Dort empfohlen sind auch die Einstiegsfilter. Die DIN Normen für Spielplätze gibt es als Printprodukt und als E-Book für Tablet und Smartphone zu kaufen. Spielplatzplanerinnen und -planer arbeiten selbstverständlich damit.
Foto: @DINmedia.de
Aufsichtspflicht auf dem Spielplatz: Was Eltern wissen sollten
Gut zu wissen: Auch wenn es strenge Sicherheitsvorschriften für Spielplätze gibt, entbindet das uns Eltern nicht von unserer Aufsichtspflicht. In Deutschland sind Eltern sogar gesetzlich dazu verpflichtet, Kinder unter drei Jahren auf dem Spielplatz zu beaufsichtigen. Und das aus gutem Grund: Einstiegsfilter, die jüngere Kinder vor schwierigen Spielgeräten schützen, sind zwar sinnvoll und werden auch empfohlen, aber sie sind auf öffentlichen Spielplätzen nicht verpflichtend vorgeschrieben und daher auch nicht immer und überall vorhanden. Deshalb gilt: Lasst eure Kinder eigenständig spielen und klettern, aber behaltet sie dabei immer im Auge!
Wie geht ihr mit der Situation um, wenn es kein passendes Spielgerät gibt? Hand auf’s Herz: Habt ihr euer Kind schon mal auf’s Klettergerät gehoben? Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren.
Titel-Foto: Schöne Klettermöglichkeiten finden Kinder auf dem Spielplatz Theodor-Heuss-Ring in Köln (Stand: 2013). ©Bettina Schilling / spielplatztreff.de
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