Kinderspielplätze zum Toben, Spielen, Entdecken und Lernen sind immens wichtig. So viel steht fest. Aber was kostet eigentlich der Spaß?! Darüber habe ich mit Matthias Nöbauer, Fachberater der Firma Spielplatzgeräte Maier, gesprochen. Er kennt sich mit Spielplätzen und Preisen bestens aus und hilft mir, die Frage nach den Kosten ein wenig zu sortieren.

DIESEN BEITRAG ALS PODCAST-FOLGE HÖREN

Ab wann ist ein Spielplatz ein Spielplatz?

Matthias Nöbauer betont zu Beginn unseres Gesprächs, dass die Kosten für Spielplätze nicht eindeutig festgelegt sind. Sie können zwischen 10.000 Euro und mehreren 100.000 Euro liegen, abhängig von verschiedenen Faktoren wie Größe, Ausstattung und Gestaltung. Selbst ein einfaches Spielgerät vor einem Mehrfamilienhaus wird schon als Spielplatz definiert und erfordert bereits die Einhaltung der Norm 1176. In der untersten Preiskategorie, etwa bei einem Spielplatz im Wert von 10.000 Euro, sind laut Nöbauer höchstens eine Schaukel, eine kleine Rutsche und vielleicht eine Wippe möglich.


SPIELPLATZSICHERHEIT:
Michael Behmenburg, langjähriger Spielplatzprüfer, zeigt, wie die Spielplätze der Stadt Moers nach den DIN-Normen geprüft werden.


Auch ein Gemeindespielplatz mit Standardausstattung hat seinen Preis

Für einen klassischen Spielplatz, wie man ihn in vielen Gemeinden sieht, muss man schon tiefer in die Tasche greifen, sagt Nöbauer. „Da kann man grob 10.000 Euro für so eine Kombi schätzen. Das trifft eigentlich immer auf viele verschiedene Spielgeräte zu. Und da findet man sicherlich was, womit man zufrieden sein kann. Die Schaukel liegt irgendwo so bei 1500 Euro, die Wippe auch irgendwo in diesem Bereich. Und dann wären wir ungefähr bei 13.000 Euro Spielplatzgeräte.“, schätzt der Spielplatz-Fachmann die groben Kosten für einen Spielplatz ein, wie ihr ihn auf diesen Bildern seht – den Spielplatz Saalburgring in Bruchköbel. Hinzu kommen die Kosten für den Aufbau: „Ein guter Wert, um das Ganze einzubauen, ist, wenn man mal zwei rechnet. Also kann man sagen, man ist irgendwo bei 26.000 Euro bis der Spielplatz dann auch fertig gebaut ist.“

Hochwertiger Spielplatz für verschiedene Altersstufen deutlich teurer

Hat ein Spielplatz mehr zu bieten – sowohl hinsichtlich der Beständigkeit der Materialien als auch in punkto Spielwert – steigen die Kosten gleich enorm in die Höhe. Ein Beispiel dafür ist der umfangreich ausgestattete Bauernhof-Spielplatz in Berlin Pankow. Das Spielangebot reicht von einem großen Kletter-Traktor mit Rutsche, einem Wackel-Pferd mit Wagen, über verschiedene Rollenspiel-Elemente bis hin zu einer riesengroßen Kletterpyramide, sehr vielen Balancier-Elementen und einer Doppelschaukel. Hier können sich Kinder verschiedenster Altersstufen nach Herzenslust austoben und ihrer Fantasie in Rollenspielen freien Lauf lassen. 


Auf Spielplatztreff.de findet ihr die schönsten Spielplätze in Berlin


Matthias Nöbauer schätzt hier die Gesamtkosten für diesen Spielplatz allein für die Spielgeräte auf  „Pi mal Daumen bei 85.000 Euro. Das heißt, die ganzen Geräte sind noch nicht eingebaut, wir haben noch keinen Fallschutzbereich, wir haben noch nichts ausgekoffert, wir haben noch keinen Aushub entsorgt, evtl. ja auch noch Spielgeräte, die vorher auf der Fläche standen, abgebaut und weggebracht oder entsorgt. Das sind alles noch Kosten, die on top kommen.“, erklärt der Spielplatz-Experte. 

Kosten für Spielgeräte variieren je nach Material

Das ist ja auch immer dieser Unterschied, wenn man mit verschiedenen Materialien plant.

Matthias Nöbauer, Spielplatzgeräte Maier

Übrigens, weil die Doppelschaukel auf dem Bauernhof-Spielplatz komplett aus Stahl, pulverbeschichtet und damit langlebiger ist, kostet sie mehr, als die Holzschaukel aus dem Gemeindespielplatz-Beispiel, nämlich ca. 2500 Euro anstatt 1.500 Euro. Darauf weist Matthias Nöbauer noch mal extra hin: „Das ist ja auch immer dieser Unterschied, wenn man mit verschiedenen Materialien plant, dass man dann natürlich die verschiedenen Kosten für die verschiedenen Materialien hat. Es ist, glaube ich, so ein kleiner Wegweiser, wo auch viele mal verstehen können, was wirklich für Kosten auf einen zukommen, wenn’s in die Spielplatz-Geräteplanung geht.“ 

Spielplatzplanungen von Architekturbüros kosten extra

Die Gleichung berücksichtigt bisher nicht die Planungskosten, die besonders steigen, wenn externe Architekturbüros mit der Spielplatzplanung beauftragt werden. Matthias Nöbauer betont, dass solche Büros eigene Kosten für Personalplanung und andere Aspekte haben, zusätzlich zu einem weiteren Betrag für ihre Dienstleistungen. Trotzdem ist es in der Praxis nicht ungewöhnlich, dass Kommunen externe Hilfe in Anspruch nehmen, da es oft an Zeit, Personal oder Fachkenntnissen fehlt. 

Der Spielplatz-Experte erklärt, dass Spielplätze im Kontext von Gartenschauen generell von Architekturbüros entworfen werden – inklusive einer aufwändigen Landschaftsgestaltung. Als konkretes Beispiel hierfür nennt er die diesjährige Gartenschau in Balingen, bei der fünf neue und äußerst ansprechende Spielplätze in Balingen geschaffen wurden.

Wenige Spielplätze gehen richtig ins Geld

Manchmal besteht der Wunsch nach einem einzigartigen Spielplatz mit einem außergewöhnlichen Konzept, maßgefertigten Spielgeräten und aufwändiger Landschaftsplanung. Ein Beispiel dafür ist der Spielplatz im Rosensteinpark in Stuttgart, wo der zentrale Anziehungspunkt ein urzeitlicher Dinosaurier mit verschiedenen Spiel-, Kletter- und Rutschmöglichkeiten ist, passend zum benachbarten Naturkundemuseum. Aufgrund regelmäßiger Schulbesuche im Museum war es der Stadt wichtig, einen qualitativ hochwertigen Spielplatz zu schaffen, der vielseitige Kletter- und Bewegungsmöglichkeiten für unterschiedliche Altersgruppen bietet. 

Nach einem Komplettumbau wurde der Spielplatz im Juli 2023 wiedereröffnet und kostete insgesamt laut Pressemitteilung der Stadt Stuttgart 975.000 Euro – eine beträchtliche Summe, aber für einen beeindruckenden Spielplatz.


Auf Spielplatztreff.de findet ihr die schönsten Spielplätze in Stuttgart.


Spielplatz-Budgets sind häufig viel zu niedrig

Es gibt große Kommunen, die haben 50 Spielplätze und die haben vielleicht 15.000 oder 20.000 Euro, um diese Spielplätze in Schuss zu halten.

Matthias Nöbauer, Fachberater Spielplatzgeräte Maier

Die Kosten für Spielplätze können erheblich variieren, aber oft sind die Budgets begrenzt. Es gibt separate Töpfe für die Neugestaltung und den Unterhalt von Spielplätzen. „Es gibt große Kommunen, die haben 50 Spielplätze und die haben vielleicht 15.000 oder 20.000 Euro, um diese Spielplätze in Schuss zu halten.“, erzählt mir Matthias Nöbauer. Das schränkt ihre Handlungsmöglichkeiten stark ein und oft müssen zusätzliche Mittel beantragt werden, da das Grundbudget für größere Veränderungen oder Projekte oft sehr knapp ist.

Laien unterschätzen die Spielplatz-Kosten

Hinzu kommt, dass Spielplatz-Nutzerinnen und Nutzer kaum eine Vorstellung davon haben, wie teuer Spielgeräte bzw. Spielplätze sind und nicht verstehen, dass Kommunen Wünsche von Eltern selten 1:1 erfüllen können: „Ich erlebe das ganz oft, dass ich draußen stehe und mit Mitarbeitern von der Kommune vor Ort bin und wir uns irgendwas auf dem Spielplatz anschauen. Und dann kommen ganz häufig Elternteile zu mir oder zu uns und die sagen dann: „Könnt ihr bei der Schaukel nicht noch einen Kleinkindersitz einhängen?“ Ich nutze das dann immer sehr gerne, um den Leuten auch mal mitzuteilen, was sowas überhaupt kostet.“ Ein Kleinkinderschaukelsitz kostet ca. 400 Euro, weil er eben nach Norm vom TÜV geprüft, wetterbeständig und sicher sein muss. Das kostet! 

Mit 2000 Euro kriegt man nicht mal eine Schaukel in den Boden.

Matthis Nöbauer, Fachberater Spielplatzgeräte Maier

Auch Elterninitiativen, die sich für Spielplätze engagieren und Spendengelder sammeln, wissen oft nicht, worauf sie sich einlassen: „Die stellen sich dann zum Beispiel ein Spielschiff vor. Und dann kommt man auf die Kostenfrage zu sprechen, was sie denn gedacht haben, dafür auszugeben und dann kommt die Antwort: Ja wir haben jetzt 2000 Euro Spendengelder dafür gesammelt. Und da merkt man dann, dass man eigentlich ganz schnell ans Ende kommt, weil mit 2000 Euro kriegt man nicht mal eine Schaukel in den Boden.“ 

Kosten sparen – Spielgeräte im Internet bestellen?

Um Kosten zu sparen, kaufen Kommunen oft ihre Spielgeräte im Internet, da das Angebot vielfältig ist. Allerdings warnt Matthias Nöbauer davor, am falschen Ende zu sparen, da dies zu fehlendem Service führen kann. Der Kauf im Internet birgt das Risiko von fehlender Beratung und Schwierigkeiten bei der Ersatzteilbeschaffung. Denn der Hersteller im Internet „schaut nicht darauf, was passiert in 15 oder 20 Jahren. Sondern der schaut auf das, was jetzt ist.“, gibt Matthias Nöbauer zu bedenken. Daher ist sorgfältige Planung und Überlegung im Voraus ratsam, um langfristige Probleme zu vermeiden.

Fehlende Abwechslung durch übertriebene Effizienz?

Übrigens, manche Kommunen neigen dazu, ähnliche Spielgeräte zu verwenden, um den Unterhalt effizienter zu gestalten. Durch die Verwendung gleicher Geräte lassen sich Schwachstellen schneller identifizieren und Wartungsarbeiten leichter verwalten, sagt Matthias Nöbauer. Dies erleichtert einerseits die regelmäßige Kontrolle und Wartung erheblich, was besonders bei der wöchentlichen Sichtkontrolle oder visuellen Inspektion wichtig ist. Viele Kommunen bevorzugen daher diese Strategie, um die Arbeitsbelastung im Unterhalt zu minimieren. Andererseits kann es dadurch passieren, dass die Spielplatz-Landschaft langweilig und eintönig wird, wenn es Kommunen mit der Effizienz übertreiben. 

Investition in die Zukunft lohnt sich!

Bei der Planung von Spielplätzen ist es daher ganz entscheidend, die Umgebung und die bereits bestehenden Spielplätze zu berücksichtigen, sagt Matthias Nöbauer. Die Spielgeräte sollten sich auf angrenzenden Spielflächen nicht wiederholen. So kommt ein besserer Mix zustande aus verschiedenen Spielelementen in einer guten Qualität für verschiedene Altersgruppen. Und das sollte das Ziel sein, findet Matthias Nöbauer. 


SPIELPLATZ-HIGHLIGHTS:
Auf Spielplatztreff.de findet ihr ganz besonders schöne oder ausgefallene Spielplätze – zu den Spielplatz-Highlights


Denn der Stellenwert von Spielplätzen hat sich heutzutage stark verändert. Im Vergleich zu früher spielen Kinder nicht mehr alleine draußen, sondern oft in Begleitung einer Aufsichtsperson auf Spielplätzen. Der Zugang zu Spielplätzen wird als so wichtig erachtet, dass manche Eltern sogar kilometerweit fahren, um geeignete Spielplätze zu finden. Es ist also entscheidend, ansprechende Spielplätze mit herausfordernden Elementen bereitzustellen. Davon ist Matthias Nöbauer überzeugt, denn: „Kinder sind unsere Zukunft. Und warum sollen wir nicht in unsere Zukunft investieren?“

Das sehen wir genauso! Vielen Dank, Matthias Nöbauer, für das interessante Gespräch! Wie steht es bei euch vor Ort um die Spielplätze? Schreibt es gerne in die Kommentare.

Titel-Foto: Attraktive Kletterkombination mit zwei Rutschen auf dem Spielplatz in Aldingen für Klein und Groß. Foto: @Matthias Nöbauer / spielplatztreff.de